Die Kirche war über Jahrhunderte an der Herrschaft und ahnte nun, dass es damit vorbei sein könnte, fasst es der Pastoraltheologe Rainer Bucher zusammen. Deshalb habe sie "die sozialtechnologischen Techniken und Wissensformate der Moderne zu deren Abwehr adaptiert". Entstanden sei "eine sakralisierte klerikale Bürokratie etwa, eine mit modernem Personalismus aufgeladene naturrechtliche Moraltheologie, eine Rede von Gott mit naturwissenschaftlicher Exaktheitsanmutung, jüngst eine Menschenrechtsrhetorik, die für alle anderen, aber nicht für einen selber galt. Wie sollte das gut gehen?"Und der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach wird dann mit der Aussage
"Sie blockiert sich selbst durch ihr unverständliches, dogmatisch verkrustetes Sprechen von Gott, durch ein verkümmertes Gottesbild, durch wiederholtes Zitieren ihrer eigenen Zitate und das Beharren auf das einmal Definierte. Damit stößt sie auf Unverständnis, ohne zu begreifen, warum sie nicht verstanden wird"
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat seine Schlußfolgerung wie folgt gezogen:
"Wir sind in Deutschland allzu sehr strukturfixiert, wir haben vielleicht sogar überstrukturierte Formen des kirchlichen Lebens", sagte Hanke im Interview der "Nürnberger Zeitung" (Mittwoch). ... Die Kirche der Zukunft werde weniger Institution, aber mehr Inhalt bieten müssen.Quelle 1: Domradio
Quelle 2: katholisch.de
Nun ist strukturelle Organisation eine zwingende Folge von Aufgaben, die übernommen werden.
Wer das staatliche Arbeitsrecht ablehnt muss zwangsläufig eigene Regelungen finden und strukturieren.
Wer das staatliche Datenschutzrecht ablehnt muss zwangsläufig eigene Regelungen finden und strukturieren.
Und das geht ggf. bis hin zur Rechtskontrolle über eigene Institutionen.
Mit jeder dieser strukturellen Organisation wird die Kirche aber immer mehr zu "strukturellen Macht-Institution" und verliert den Kern ihrer Botschaft aus den Augen. Je größer die Organisation, desto größer sind die Teile, die sich mit der Organisation selbst und ihrem "Funktionieren" befassen müssen. Oder anders gesagt:
Eine Institution beschäftigt sich mit zunehmender Größe und struktureller Organisation auch zunehmend mit sich selbst und weniger mit dem eigentlichen Wesenskern. Und wer dann bei Kritik an der strukturellen (Über-)Organisation übt, der löst zugleich einen Verteidigungsreflex aus, der mit zunehmender Kritik dann zu einer "Wagenburgmentalität" wird. Kritik wird dann als "Angriff von Aussenstehenden" und die Verteidigung der Wagenburg als Versuch der Rettung verstanden. Ist das aber wirklich so - oder verliert derjenige, der "ein totes Pferd" reiten will, zunehmend die Möglichkeit der Einflussnahme und Gestaltung?
In größeren Bistümern "mögen sich solche Extreme noch verlieren, in kleineren belastet so etwas mehr".Kleinere Organisationen haben gar nicht die Kraft, entsprechende Wagenburgen aufzubauen. Es erscheint bezeichnend, dass der Magdeburger Bischof Gerhard Feige die Gefahr erkennt.
Es erscheine heute auch innerkatholisch vonnöten, "falsche Götter zu entlarven und pseudoreligiöse Systeme ihrer Gottlosigkeit zu überführen", so der Bischof weiter: "Wenn es uns dabei als Kirche nicht gelingt, aus dem Korsett von sturen Denkverboten, dogmatischen Verkrustungen und totalitären Anmaßungen auszubrechen, werden wir den gleichen Niedergang oder Zusammenbruch erleben wie der real existierende Sozialismus mit seiner marxistisch-leninistischen Überforderung."Quelle 1: Domradio
Quelle 2: katholisch.de
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