Tariflose Zustände verursachen ungerechtfertigte Ungleichbehandlung. Dadurch wird der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet; Tarifbindung ist eine zentrale Frage sozialer Gerechtigkeit. Gleiches gilt für planbare Arbeitszeiten, die genug Freizeit für Erholung und Familienleben lassen. Deshalb darf der Achtstundentag nicht durch die Hintertür abgeschafft werden. Es gilt, mehr soziale Gerechtigkeit zu wagen.
Wir zitieren aus den Reden anlässlich der gestrigen Veranstaltung:
Thomas Rühl, Sprecher der Caritas Mitarbeiterseite:
"Flexibilisierung des Arbeitsortes und der Arbeitszeit führen nicht automatisch zur besseren Vereinbarkeit von Berufsleben und Privatleben. Das gilt insbesondere dann, wenn die Grenze des Achtstundentages gesprengt wird. Für die Zufriedenheit und Gesundheit der Beschäftigten sind verlässliche Arbeitszeiten und ein Ende des Arbeitstages nach acht Stunden bei einer Vollzeitstelle entscheidend!
Enttäuschend ist aus Arbeitnehmersicht auch die nachgiebige Haltung der Ampelkoalition beim Thema sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen. Von Abschaffung ist gar keine Rede mehr. Stattdessen sollen Befristungen reduziert werden, und das auch nur im öffentlichen Dienst. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist es unsinnig, Beschäftigten sachgrundlos befristete Arbeitsverträge zuzumuten!
In der Altenpflege hat sich in Sachen Tariflöhne endlich etwas getan. In trockenen Tüchern ist die Sache aber noch nicht: Die Kostenträger versuchen, ortsübliche Vergütung ohne Tarifbezug wieder ins Gesetz zu bringen. Was von Anfang an in der Diskussion um Tariflöhne in der Altenpflege gefehlt hat, ist ein klares politisches Bekenntnis zu Flächentarifverträgen! Eine große tarifpolitische Lücke tut sich auch im Rettungsdienst auf. Das Sozialgesetzbuch V behandelt rettungsdienstliche Leistungen nicht wie medizinische Leistungen, sondern wie Fahrleistungen. Notfallsanitäter_innen haben einen Anspruch, auf dem Tarifniveau des Öffentlichen Dienstes bezahlt zu werden. Die Refinanzierung von Tariflöhnen muss im SGB V verankert werden."
Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes:
"Es braucht ein Mehr an Solidarität, Engagement und Gerechtigkeit angesichts der Krisen in der Welt. Ein Aspekt findet öfflichtlich zu wenige Aufmerksamkeit: die Beschäftgiten in sozialen Berufen, die diese Solidarität erst möglich machen.
In dem Jahr des 125-jährigen Bestehens der Caritas sehen wir eine Professionalisierung Sozialer Arbeit. Notwendig ist auch eine Stärkung des Ehrenamtes, ohne das Hauptamt zu verdrängen. Wir schaffen so mehr soziale Gerechtigkeit und einen Zusammenhalt der Gesellschaft."
sowie
Sylvia Bühler, Bundesvorstand von ver.di:
"Die Pandemie hat vor allem das Hauptamt im Sozial- und Gesundheitswesen gefordert. Wir müssen jetzt die richten Lehren daraus ziehen: eine materielle Aufwertung der Arbeit für Menschen, damit sie so arbeiten können, wie sie es professionell gelernt haben und eine angemessene Personalbemessung! Es ist ein Skandal, dass für mehr Personal gestreikt werden muss. In der Pflege sind 300.000 bereit, wieder zurückzukehren oder auf Vollzeit aufzustocken. Es gibt aber zu wenig Menschen, die bereit sind unter diesen Bedingungen zu arbeiten!
Ich danke der Mitarbeiterseite der Caritas für die Zusammenarbeit in der Pflegekommission und in dem Prozess um die Allgemeinverbindlicherklärung des TV Altenpflege! Ver.di und die Caritas Mitarbeiterseite bleiben am Ball, damit in der Altenpflege endlich flächendeckend gute Tarife bezahlt werden.
In dem Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes ist es wichtig, dass die Caritas und der Öffentliche Dienst starke Tarife haben. Wir brauchen hier mehr Aufwertung und Entlastung!
Unsere Befragung im Rettungsdienst hat mit 7.000 Rückmeldungen eine extrem hohe Arbeitsbelastung sichtbar gemacht. Die wenigsten können sich vorstellen, bis zur Rente im Beruf zu bleiben."
Quelle und mehr
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