"Zukünftig wird die Rolle der Kirche als eine mächtige Institution kleiner werden", so der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer vor Vertretern von Politik, Religionsgemeinschaften und gesellschaftlichen Gruppen (zitiert vom Domradio Köln) - und weiter:
Mit dem Missbrauchsskandal habe die Kirche massiv das Vertrauen der Menschen verspielt, räumte Wilmer ein. "Wir stehen vor einem Scherbenhaufen." Dementsprechend könne sie nicht mehr die Gesellschaft beherrschen. "Sie ist nur ein Anbieter von Sinn neben anderen."Tatsächlich - der Missbrauchsskandal oder besser die vielen Missbrauchs- und Vertuschungsskandale haben die Kirche erschüttert. Aber das ist nur eine von vielen Baustellen. Wir erinnern an die Finanzskandale, die auch wir benannt haben - und die im Schatten der Missbrauchsdebatte kaum medial ausgeschlachtet wurden. Aber auch da lässt sich feststellen: "Machtmissbrauch" und "Vertuschung" haben entscheidend mitgewirkt. Und wir erinnern an den "fortwirkenden Skandal" (Würzburger Synode) der selbst gewählten Abkehr der Kirche von der Arbeitnehmerschaft und ihren Gewerkschaften, die nun ein Spiegelbild findet.
Ist Wilmer's Blick nun Selbsterkenntnis oder nur ein fokussierter Reflex auf ein aufloderndes Schlaglicht?
Wir haben nicht nur in den letzten Wochen auf den Widerspruch zwischen "Tun und Lehre" - und auf die Lebenswirklichkeit der Christen und Katholiken in Deutschland hingewiesen, z.B.:
Dienstgemeinschaft – Idee und Wirklichkeit (insbesondere die Auführungen zu B) und weitere Beiträge zur sog. "Dienstgemeinschaft"
Samstagsfrage: Wie erneuert sich Kirche? .
Sonntagsnotizen: Streik und Krankenhausbewegung oder "wenn ich wissen will, wie die katholische Lehrmeinung ist, schau ich in den Katechismus".
Samstagsgedanken zu Paul Josef Kardinal Cordes: Weltbischofssynode und Rückblick auf die Würzburger Synode
und damit Anregungen gegeben, wie die Kirche selbst wieder glaubwürdiger werden könnte.
Am Dienstag wird die neue Caritaspräsidenten Eva Maria Welskop-Deffaa feierlich mit Festakt und Gottesdienst eingeführt. In der "Herder Korrespondenz" (HK) 11/2021 S.8 wird sie porträtiert.
Welskop-Deffaa hat es sich zur Aufgabe gesetzt, für den Dritten Weg als Spezifikum kirchlicher Arbeitsverhältnisse zu kämpfen.Eva Maria: Kenntnis des Vermögensrechts der katholischen Kirche? Setzen - sechs!
Eva Maria: Kenntnis der eigenen katholischen Soziallehre? Setzen - sechs!
Eva Maria: Kenntnis der verfassungsrechtlichen Grundlage? Setzen - sechs!
Eva Maria: Sind Allgemeine Geschäftsbedingungen nur den Kirchen möglich? Setzen - sechs!
Eva Maria: Wir sind enttäuscht - auch mit Deinem "weiter so" wird unsere Kirche zur Sekte verkommen
Wir fragen immer: Wie stoppen wir die Krise? Wir stoppen die Krise nicht. Die Krise läuft und sie hat auch mit gesellschaftlichen Trends zu tun, die wir überhaupt nicht steuern können. Die Individualität, das Pluralisieren, das eher auseinandertreibt als zusammenführt und viele andere Elemente. Wir stoppen die Krise nicht, sondern wir müssen fragen: Worin stoppt denn die Krise uns? Denn ich glaube, dass uns Gott mit den Zeichen der Zeit eine Botschaft gibt.Auszug aus einem einstündigen Interview mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Limburger Bischof Georg Bätzing - das komplette Interview zum Anhören hier.
Frage: Haben die Menschen überhaupt noch Interesse an dieser Botschaft?
Bätzing: Ja, aber wir brauchen neue Kontaktpunkte. Meine Erfahrung ist: Wenn wir uns aufmachen in andere Milieus hinein, entdecken wir Menschen, die dieselben Fragen haben wie wir. Die stellen Sie vielleicht nicht so laut, oder haben keine Partner, darüber zu reden. Wenn man dort präsent wird, in Selbstlosigkeit, dann entstehen auf einmal Frageräume. Das haben wir ja wunderbar bei der Willkommenskultur gelernt. Frageräume und Suchbewegungen. Nicht massenhaft. Auch davon müssen wir Abschied nehmen. Wir werden keine Massenbewegung mehr sein. Dennoch bin ich ein großer Verteidiger davon, dass die Kirche immer alle ansprechen sollte. Wir dürfen keine Sekte werden.
...
An einem Punkt fragte die Moderatorin: "Herr Bischof, kann man Ihnen trauen?" Diese Frage war gut. Darauf habe ich gesagt: Vertrauen kann man nur schenken. Ich schenke es Ihnen. Manchmal sage ich mir: Jetzt bin ich schon fünf Jahre hier und strampele mich ab: Was soll ich noch tun? – Aber Sie entscheiden, ob Sie vertrauen oder nicht.
Und das gilt für die Frage des Missbrauchs und der Finanzskandale und der Vertrauenskrisen, wie wir sie in Köln haben, alles genauso.
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