"Streik ist sittlich berechtigt, wenn er ein unvermeidliches, ja notwendiges Mittel zu einem angemessenen Nutzen darstellt"(2435)
Das gilt ausnahmslos für alle Einrichtungen. Darüber hinaus hat Papst Franziskus erst jetzt wieder die katholische Soziallehre mit den Bekenntnissen zum Gewerkschaftsprinzip und dem Streikrecht bekräftigt:
Papst Franziskus betonte, Solidarität, Zusammenarbeit und Verantwortung seien elementar für die katholische Soziallehre. Diese Werte gelte es überall konkret zu leben: in den verschiedenen Beziehungen untereinander, im Arbeitsbereich, durch Einsatz für die Gesellschaft und die Schöpfung sowie in der Politik.Der Papst forderte also, die katholische Soziallehre in die Praxis umzusetzen (Quelle: Radio Vatikan)
Es geht nicht nur um Politik
„Es handelt sich hierbei aber nicht um eine ,politische Angelegenheit`", betonte der Papst. „Die katholische Soziallehre ist im Wort Gottes verankert, sie will Entwicklungen den Weg weisen, die das Wohl der Menschen im Blick haben, ausgehend vom Glauben daran, dass Gott Mensch geworden ist. Daher muss die Soziallehre befolgt, geliebt und weiter entwickelt werden. Lasst uns unsere Begeisterung für sie erneuern und machen wir die katholische Soziallehre allen bekannt: Sie ist ein Schatz der kirchlichen Tradition!", rief Papst Franziskus alle auf.„Die katholische Soziallehre ist ein Schatz der kirchlichen Tradition!“
siehe auch katholisch.de: Papst Franziskus würdigt katholische SoziallehreAber wir wissen ja - die eigene Lehre gilt für alle, nur nicht für die Betriebsinhaber. Dass in den eigenen Betrieben nicht gestreikt werden dürfe, behaupten im Übrigen alle Arbeitgeber gerne. Aber wenn das ein Kleriker sagt oder gar ein Bischof in die Grundordnung schreibt, dann wird daraus sofort ein "Glaubenssatz", der über den päpstlichen Vorgaben und der weltweiten kirchlichen Lehre steht.
Bei der Gelegenheit dürfen wir auf den Berliner Krankenhausstreik verweisen:
Gemeinsam ist man wirklich stärkermeint die Wochenzeitung "der Freitag".
Arbeitskampf Der Streik der Krankenhausbewegung sendet ein Signal, das weit über Berlin hinausgeht. Es ist eine Kampfansage
Hundert Tage Ultimatum, 31 Tage Streik, begleitet von dem Vorwurf, das Patientenwohl zu vernachlässigen: Man sollte sparsam mit dem Begriff „heroisch“ umgehen, doch was die Berliner Krankenhausbewegung seit Mai auf die Beine gestellt hat, verdient diese Auszeichnung. Lange gab es keinen so solidarischen Arbeitskampf mehr in diesem Bereich, ließen sich Beschäftigte trotz Lohneinbußen während der Streiktage und trotz aller Drohungen so wenig beirren.
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Der erfolgreiche Ausstand dürfte Signalwirkung weit über Berlin hinaus haben. Er kündigt ein neues Selbstbewusstsein an, in einem Bereich, in dem die Geißel des Dienstgedankens und die Vorstellung des Liebesdienstes lange Zeit gewerkschaftliche Regungen unterdrückten, egal ob es sich um Alte, Kranke oder kleine Kinder handelte. Wenn die Corona-Pandemie die Systemrelevanz der Gesundheitsversorgung erhellt hat, so unterstreichen Aktionen wie die jetzt in Berlin, dass sich die Beschäftigten nicht mehr mit symbolischer Anerkennung zufriedengeben. Sie zeigen sich solidarisch gegenüber denen, die der Privatisierungswahn ins wirtschaftliche Abseits gedrängt hat.
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Erfolgreich war der Streik aber auch, weil er nicht von oben organisiert worden war, sondern die Aktiven sich von Anfang an bemühten, das Gros der Beschäftigten, anstatt sie nur an die Urabstimmungsurne zu locken, demokratisch einzubeziehen. Selten haben sich Vertreter:innen so vieler unterschiedlicher Berufsgruppen – von der unter der Armutsgrenze verdienenden Reinemachefrau bis hin zu hochqualifizierten Intensivpflegekräften – fortlaufend der medialen Öffentlichkeit gestellt. Ein Empowerment, dessen Energie von der Basis kam. Auch das hat den Streikenden viel Sympathie eingebracht.
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Dem können wir uns nur anschließen. Denn es geht um mehr als die Krankenhäuser in Berlin:
Schon heute ein Drittel der Betten auf Intensivstationen gesperrtberichtete das Ärzteblatt am Freitag, 15. Oktober 2021 und führte dazu aus:
Bereits vor dem Winter müssen 37 Prozent der deutschen Intensivstationen dauerhaft ihre Intensivbetten sperren. Weitere 22 Prozent sperren sie nahezu täglich. Dies führt zumindest vorübergehend zu einer Einschränkung der Notfallversorgung und zum Verschieben von Operationen.Solange es keine ausreichenden gesetzlichen Regelungen gibt, bleibt nur der Arbeitskampf, wie wohl auch Gesundheitsminister Spahn erkannt hat (Video) - für eine bessere Personalausstattung und damit sowohl für das Wohl der Patienten wie auch für die Entlastung des Personals. Sollten die MitarbeiterInnen der kirchlichen Krankenhäuser daran kein Interesse haben?
Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hervor, die exklusiv dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt,
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Die Hauptursache für die Bettensperrungen ist in 75 Prozent der Fälle ein Mangel an Pflegepersonal. In 66 Prozent der Fälle steht weniger Stammpersonal zur Verfügung. Dadurch hat in 43 Prozent der Fälle der Anteil der Zeitarbeitenden auf den Intensivstationen zugenommen. 51 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Stimmung auf ihrer Station verschlechtert habe, bei 14 Prozent sogar sehr.
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„Auf dem verseuchten Gebiet der Vorherrschaft der Finanzen brauchen wir viele kleine Samen, die eine gerechte und Gutes bewirkende Wirtschaft aufblühen lassen, die sich an den Menschen und ihrer Würde messen lässt“- um nochmal aus dem bereits genannten Bericht von Radio Vatikan zu zitieren ...
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