Selbst Prämien locken Pfleger nichtAuch in anderen Medien wird die Situation zunehmend aufgegriffen:
Mehrere Heime im Landkreis nehmen keine neuen Bewohner auf, weil Personal fehlt. Da finanzielle Anreize wenig bringen, setzen viele Träger auf die gezielte Anwerbung und Ausbildung ausländischer Fachkräfte
... Laut den neuesten Zahlen der Agentur für Arbeit fehlten im Dezember im Landkreis München 15 Fachkräfte in der Altenpflege, in der Stadt München waren es 124. Und in ganz Bayern hatten Altenpfleger die Wahl zwischen fast 2100 Stellen. Die Situation im Landkreis München sei momentan nicht dramatisch, sagt Christina Walzner, Sprecherin im Landratsamt. Es gebe aktuell keinen verordneten Aufnahmestopp. Doch etwa fünf bis zehn Pflegeeinrichtungen würden gerade freiwillig niemanden mehr aufnehmen.
Der Pflegegrad entscheidet
Der Grund: Die Personalplanung in der Altenpflege ist schwierig. Um wie viele Heimbewohner sich eine Pflegekraft kümmern muss, hängt davon ab, welchen Pflegegrad die Senioren haben. Und weil sich der Zustand von alten Menschen schnell ändern kann, darf ein Altenheim sein Personal nicht zu knapp bemessen.
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Die (sicher nicht arbeitnehmernahe) FAZ berichtet am 10.02.2018:
Pflegekräfte:(der gesamte Artikel ist leider nur über F.A.Z. Plus zu lesen)
Immer am Limit
Arbeiten im Schichtsystem, zu viele Patienten, zu wenig Zeit: Pflegekräfte in Deutschland sind oft ausgebrannt. Die Politik verspricht mehr Personal. Aber will eigentlich noch jemand Altenpfleger werden?
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In den Nürnberger Nachrichten (NN) vom 9. Februar äußert sich Caritasdirektor Schwarz als ein Trägervertreter von 1000 Mitarbeitenden, davon 480 Personen in der Altenhilfe, nur ein paar Zitate:
"Das Hauptproblem ist, dass nicht genügend Mitarbeiter für eine wirklich menschenwürdige Pflege zur Verfügung stehen. ... Das liegt am System."Dem Ruf nach Anwerbung und Ausbildung ausländischer Fachkräfte (insbesondere auch von Flüchtlingen) muss man ergänzend hinzufügen: die Berufe in der Pflege müssen deutlich (!) attraktiver werden, um genug Personal zu finden.
"Die Personalausstattung muss man um mindestens ein Drittel erhöhen."
"Heute kann kein Durchschnittsrentnern mehr die (Pflege-)Kosten auch nur ansatzweise bezahlen."
"Die Forderungen werden schon seit langem erhoben. Warum geht nichts voran?
Es liegt nicht nur an der Politik, es liegt leider auch an den oberen Stellen unserer Wohlfahrtsverbände. Es ist peinlich, wie unklar sich unsere Vertreter positionieren. (Hervorhebung, kursiv und Unterstreichung durch HK) .... Es muss Schluss sein mit ... quasi planwirtschaftlichen Zuständen, welche die Politik keiner anderen Bevölkerungsgruppe zumutet. ...
Der Kostenwettbewerb zu Lasten der Beschäftigten ist da kontraproduktiv. Die Attraktivität der Pflege kann aber nur gemeinsam mit den großen Anbietern, insbesondere auch der Caritas, erhöht werden. Denn nur mit diesen Trägern lassen sich allgemeinverbindliche Regelungen finden, die dann auch die "nicht tarifgebundenen" Anbieter verpflichten - und eine entsprechende Refinanzierung gewährleisten.
Dazu die heutige Süddeutsche Zeitung (print) Seite 3:
AntwortenLöschen"Mangelwirtschaft - Deutschland, eines der reichsten Länder der Welt, bekommt den Pflegenotstand nicht in den Griff. Darunter leiden nicht nur alte Menschen, Patienten und ihre Angehörigen. Daran krankt die ganze Gesellschaft. Eine Reise"
Im Text wird dann u.a. ausgeführt:
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Wenn man durchs Land reist, mit Ärzten und Pflegenden, mit Wissenschaftlern und Patienten spricht, spürt man blanke Wut. Erlebt den Ärger, dass eines der reichsten Länder der Welt diesen Mangel seit Jahrzehnten nicht in den Griff bekommt. Warum das so ist? Pflegekräfte, wären sie besser organisiert, könnten das Land lahmlegen, auch das weiß man nach dieser Reise. Mindestens 60 000 fehlen jetzt schon. Andere Schätzungen liegen höher. Und noch ein paar Zahlen. In Deutschland, das zeigt eine Analyse von Verdi, kümmert sich eine Pflegekraft im Schnitt um 13 Patienten, in der Schweiz und in Schweden um knapp 5, in den USA um 5.
..."