Dienstag, 22. April 2014

Frohe Ostern 2014 – 77 Jahre Enzyklika „Mit brennender Sorge“

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich weiß nicht, an welche Dinge Sie bei „Ostern“ denken – an den „Osterhasen“, das „Osternest“ und die „Ostereier“, oder vielleicht doch zuerst an die Auferstehung, mit der die Karwoche triumphal beendet ist.

Mir fällt immer auch noch die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ ein, die am Palmsonntag 1937 von tausenden Kirchenkanzeln verlesen und Millionen Katholiken damit „zu Ohren gebracht“ wurde. Mit dieser Enzyklika rundete Pius XI. seine Auseinandersetzung mit den Ideologien des 20. Jahrhunderts ab – hatte er doch zwei Tage zuvor mit der Enzyklika „Divini redemtoris“  ein Scherbengericht über die Ideologie des Kommunismus gehalten. Dass die deutschen Katholiken und die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus die eigentlichen Adressaten der neuen Enzyklika waren, ergibt sich nicht nur aus der Tatsache, dass es sich bei „Mit brennender Sorge“ um eine Enzyklika handelt, die im Original auf Deutsch abgefasst wurde, sondern auch aus der direkten Anrede der deutschen Bischöfe.  Eine vergleichbare Adressierung hatte es schon einige Jahre vorher gegeben - die Enzyklika Singulari quadam an die deutschen Bischöfe beendete 1912 den „deutschen Gewerkschaftsstreit“  im Wesentlichen zugunsten der Gewerkschaften.  

Dass die Enzyklika vom Palmsonntag 1937 der Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Ideologie gewidmet war, war unschwer auch aus dem Inhalt zu erschließen. Die Enzyklika nahm immer wieder Bezug auf Hitlers „Mein Kampf“ – und das war unseren Eltern und Großeltern, die dieses Elaborat schon in der Schule kennen gelernt hatten, ohne Weiteres ersichtlich. Wir Münchner können stolz darauf sein, dass unser Kardinal Faulhaber mit den Kardinälen Bertram (Breslau), Schulte (Köln) und den Bischöfen Graf von Galen (Münster) und Graf von Preysing (Berlin) auf der gemeinsamen Romreise im Januar 1937 maßgeblichen Anstoß für diese Sozialenzyklika gegeben hat.

Die Enzyklika von 1937 war aber beileibe nicht die einzige lehramtliche Verlautbarung, mit der sich Rom mit nationalsozialistischen Ideologien auseinander setzte.
Wer die Sozialenzyklika
"Quadragesimo anno" (15. Mai 1931), liest, wird unter dem Titel "Kritik am faschistischen Koporativstaat" einige bemerkenswerte Aussagen finden. Dieses im faschistischen Italien geschaffene System hatte sich offenbar im Einsatz gegen Gewerkschaften als erfolgreich erwiesen. Nach Hitlers Machtergreifung wurde auch in Deutschland die gewerkschaftliche Betätigungsfreiheit massiv eingeschränkt - und dabei das italienische "Vorbild" nachgebildet. Durch das "Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit" (AOG) von 1933/34, mit dem die Arbeitgeber als "Führer des Betriebs" und die Arbeitnehmer als "Gefolgschaft" konstituiert wurden, wurde das Betriebsrätegesetz von 1920 abgelöst, der Begriff der "Betriebsgemeinschaft" wurde erfunden, an die Stelle der Betriebsräte trat ein "Vertrauensrat". Dem folgte das "Gesetz zur Ordnung der Arbeit in Öffentlichen Verwaltungen und Betrieben" von 1934, das gegen den hinhaltenden Widerstand der deutschen Bischöfe 1936 in Arbeitsvertragsordnungen der Caritas, 1937 in der Inneren Mission und seit 1938 bei den verfassten Kirchen übernommen werden musste.

In diesem Kontext stand dann auch die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ vom Palmsonntag 1937, die aber „am Vorabend des zweiten Weltkriegs“ diese folgende „Karzeit Europas“, die folgenden Kummer- und Klagejahre mit ihrem millionenfachen Elend auch nicht mehr verhindern konnte.

In diesem Sinne wünsche ich noch eine schöne Osterwoche 2014.
 

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