Derzeit erfolgt der Wechsel von zwei prägenden Generalvikaren - den Leitern der Diözesankurie und engsten Mitarbeitern des jeweiligen Ortsbischofs. Beide Personen standen bzw. stehen etwas "im Schatten" der Schlagzeilen, die unsere Kirche in den letzten Jahren und erst recht in den letzten Monaten im Licht der Öffentlichkeit geprägt haben. Dennoch waren beide auf Ihre Art an einer durchaus positiven Entwicklung beteiligt.
Münchens Generalvikar Prof. Dr. Dr. Peter Beer hat bereits zum Jahreswechsel sein Amt übergeben. Seine Amtszeit war vor allem durch den Mißbrauchskandal in der Kirche überschattet. Sein erster "Feuerwehreinsatz" in diesem Kontext erfolgte bereits im Januar 2010. Da war Beer gerade zwei Wochen im Amt.
Im Frühsommer 2010 beauftragte er eine Münchner Anwaltskanzlei mit der Durchforstung aller greifbaren Personalakten der Erzdiözese nach Spuren von Missbrauch. Die Juristin bescheinigte Beer damals "unbedingten Aufklärungswillen". Das habe sie so nicht erwartet. Ansonsten fiel das Fazit ihrer Untersuchung wenig schmeichelhaft aus: Vertuschung, Aktenmanipulation und ein rücksichtslos nur auf Selbstschutz bedachter Klerus. Aus dieser Erfahrung heraus begann der Generalvikar die Bistumsverwaltung umzukrempeln, was ihm im Apparat nicht nur Beifall eintrug.
berichtet das Domradio. Im Jahr 2013 übernahm er den Vorsitz im Aufsichtsrat des katholischen "Weltbild" - Verlages. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass bei dem finanziell ins Trudeln geratenen Konzerns ein Großteil der Arbeitsplätze durch die Insolvenz hindurch gerettet werden konnte. Betriebsrat und Gewerkschaft rechnen Beer das hoch an. Und seiner Vermittlung ist auch ein Gespräch zwischen Kardinal Marx und dem seinerzeitigen Vorsitzenden der Gewerkschaft ver.di, Frank Bsirkse, zu verdanken, das allerdings ohne inhaltliches Ergebnis blieb. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz schafft es wohl nicht, seinen Bischöfen über ideologische Hürden zu helfen. Dass Beer nicht nur eine transparentere Vermögensverwaltung im Erzbistum sondern auch bei den anderen Diözesen Deutschlandes - die nicht unerheblich von Transferzahlungen aus der süddeutschen Erzdiözese profitieren - auch gegen Widerstände durchdrückte, und dass seinem Engagement die bundesweite Diskussion über die Aufgabe rigider Loyalitätsvorschriften zu verdanken ist: auch das sind zwei "Bausteine", mit denen Beers Einsatz für die Kirche und für die Menschen gewürdigt werden muss. Er war insofern sicher auch Wegbereiter des "synodalen Weges", den Bischof Fürsten (Rottenburg-Stuttgart) als die "einzige Chance zur Erneuerung der Kirche" bezeichnete.
Beer übernimmt nun im Kinderschutzzentrum der Päpstlichen Universität Gregoriana (CCP) eine Professur, bleibt aber auch Vorsitzender des Stiftungsrats der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Mit ihm verlässt ein engagierter "Macher" die Brücke des Kirchenschiffs - er geht dorthin zurück, wo seine Wurzeln und sein Herz liegen: zu Forschung und Lehre.
Osnarbrück verliert demnächst mit Deutschlands dienstältester Generalvikar Theo Paul eine genauso prägende Persönlichkeit. Am Dienstag gab der Bischof den - offenbar gesundheitlich bedingten - Rückzug des 66-Jährigen aus dem Amt zum 20. September bekannt. Als Geistlicher Begleiter der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung im Bistum Osnabrück waren ihm die Fragen der Arbeitnehmer nicht fremd.
Seit 2011 ist Paul auch Vorsitzender des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands (KKVD), der 400 katholische Klinikstandorte mit etwa 200.000 Mitarbeitern, 5 Millionen ambulanten und 3,5 Millionen stationären Patienten vertritt. Die Amtsperiode des jetzigen Vorstands läuft bis zum Jahr 2021. Im Verdrängungswettbewerb der Kliniken untereinander versucht Paul die katholischen Kliniken zu stärken. Sie stellten in besonderer Weise den Patienten in den Mittelpunkt ihres Handelns, argumentiert er. Und er warnt immer wieder vor einer verschärften Ökonomisierung und Gewinnmaximierung zulasten der Patienten.
berichtet das Domradio Köln über ihn. Es ist schade, dass es nicht gelungen ist, gemeinsam mit der für die Krankenhäuser zuständigen Gewerkschaft im DGB - mit ver.di - den Trend zur Ökonomisierung und Gewinnmaximierung zu stoppen. Gesundheit ist keine "Ware", die den Regeln des Finanzmarktes überlassen werden darf. Aber - leider - behindern ideologische Scheuklappen der Kirche ("Dritter Weg") eine effektive Zusammenarbeit mit diesem Ziel. Paul wird künftig als Bischofsvikar für die katholischen Krankenhäuser im Bistum tätig sein. Damit bleibt er zwar "im Boot", tritt aber als "Steuermann" in die zweite Reihe zurück.
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