Sonntag, 10. November 2019

Die Verstoßenen der Dienstgemeinschaft: Malteser und Marienhaus-Holding geben kirchliche Krankenhäuser auf

Die Malteser wollen sechs ihrer Akutkrankenhäuser in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen abgeben. Davon betroffen ist auch die einzige katholische Klinik im Bistum Görlitz. Dessen Bischof reagierte bestürzt auf die Pläne.

berichtete "katholisch.de" und führte am Freitag vor acht Tagen weiter aus:

Die Malteser Deutschland gGmbH kündigte am Donnerstag in Köln an, sechs ihrer acht Akutkrankenhäuser einschließlich zugehöriger Versorgungseinrichtungen wie Apotheken aus wirtschaftlichen Gründen abzugeben. Ziel sei es, Gespräche mit potenziellen neuen Eigentümern im ersten Quartal 2020 für die Häuser im Rheinland und in Sachsen abzuschließen.

Standorte in Nordrhein-Westfalen und Sachsen betroffen

Betroffen sind den Angaben zufolge die Standorte Bonn (Seliger Gerhard), Köln (Sankt Hildegardis), Duisburg (Sankt Johannes-Stift/Sankt Anna), Krefeld-Uerdingen (Sankt Josefshospital), Görlitz (Sankt Carolus) und Kamenz (Sankt Johannes). Weitergeführt würden das vor zwei Jahren übernommene Waldkrankenhaus Sankt Marien in Erlangen, das in Partnerschaft mit der Evangelisch-Lutherischen Diakonieanstalt geplante "Malteser-Diako Klinikum" in Flensburg sowie die Fachklinik für Naturheilverfahren in Bad Brückenau.
Die sechs Kliniken beschäftigen nach Angaben eines Malteser-Sprechers rund 3.900 Mitarbeiter und erzielten einen Jahresumsatz von zusammen 312 Millionen Euro.
...
Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt reagierte am Freitag mit Bestürzung auf die Pläne der Malteser, auch das Krankenhaus in Görlitz – die einzige katholische Klinik im gesamten Bistum – abzugeben. "Für uns ist das ein großer Verlust. Ich bin sehr traurig darüber, insbesondere nachdem wir jetzt den Eindruck gewonnen hatten, dass es aufwärts geht", sagte Ipolt am Freitag. Für die Christen in Görlitz sei das Haus nicht irgendein beliebiges Krankenhaus, sondern "ein Ort, an dem Kirche präsent" sei. Das Haus habe seit 92 Jahren, auch während der Zeit des Nationalsozialismus und der DDR, stets in katholischer Trägerschaft bestanden.
Ipolt erklärte, dass er dies auch Prinz zu Löwenstein in einem Gespräch am Freitag deutlich gemacht habe. Löwenstein habe ihm mitgeteilt, dass es für das Görlitzer Haus der Malteser mehrere Bewerber gebe. Ende des Jahres solle entschieden sein, wer den Zuschlag bekomme, so der Bischof von Deutschlands kleinstem Bistum. (mkr/stz/KNA) *)
Am Freitag hat der Mehrheitsgesellschafter, die Marienhaus Holding, den 350 Mitarbeitern in einer kurzfristig einberufenen Versammlung verkündet, dass die beiden Häuser geschlossen werden – das St. Goarer Krankenhaus bereits zum Jahresende, das Krankenhaus in Oberwesel zum 31. März 2020.

Wieder einmal wird betriebswirtschaftliches Kalkül der Arbeitgeber über die christlichen Wurzeln der Caritas gestellt, die sich somit - erneut - als Schimäre erweisen und nur dazu dienen, eine gemeinsam getragene Sozialpartnerschaft mit den gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmern zu verweigern. Das nennt sich auch "Mißbrauch der kirchlichen Sonderrechte".
Wir verweisen ergänzend auf unseren Beitrag vom 2. April 2017
Anstatt kirchliche Krankenhäuser zu schließen oder diese privaten, auf Gewinn abzielenden Konzernen zu überlassen (die dann Gewinn vor gute Arbeit stellen), wäre es sinnvoller, gemeinsam mit den Gewerkschaften über "allgemein verbindliche Tarifverträge" eine gute Basis für die Refinanzierung zu schaffen.


Wir erinnern an den Aufruf des Papstes an die Honoratioren der (und die) deutschen Kirche:

"Entweltlicht Euch".



*)
weitere Quellen:
WAZ: Mitarbeiter sorgen sich um ihre Jobs


**)
ver.di schlägt 5-Punkte Rettungsplan für Loreley-Kliniken vor
Auf einer Veranstaltung am 7. November in der Rheinfelshalle Sankt Goar hat der ver.di-Pflegebeauftragte Michael Quetting einen 5-Punkte Rettungsplan für Loreley-Kliniken vorgeschlagen.
ver.di setzt sich auch für ein zweites Gutachten ein, notwendig sei aber kein wirtschaftliches Gutachten, "sondern ein Gutachten zur Grundversorgung der Menschen im Rhein-Hunsrück-Kreis unter der besonderen Berücksichtigung der überregionalen Bedeutung der konservativen Orthopädie," betonte der Pflegebeauftragte.

Dieser Plan beinhaltet:
1. Marienhaus verkündet ein einjähriges Moratorium
2. Beauftragung eines Gutachtens über die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im Kreis
3. Wahl eines Betriebsrates mit den normalen Rechten für die Interessenvertretung und Abschluss eines Tarifvertrages
4. Übertragung des Krankenhauses auf den Kreis mit transparenten Strukturen und Beteiligung der Beschäftigten
5. Gemeinsame Anstrengungen zur Wiederherstellung einer humanen Gesundheitspolitik
Die Diskussion wurde live im SWR übertragen. es nahmen auch die Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, der Vorsitzende der Geschäftsführung Marienhaus GmbH Dr. Heinz-Jürgen Scheid, der Bürgermeister der VG St. Goar-Oberwesel Thomas Bungert und der Facharzt für Orthopädie Alfred Galeazzi,an der Diskussion teil.
Inzwischen steht die Sendung als Podcast bei SWR4 zur Verfügung.




1 Kommentar:

  1. Wie gestalten eigentlich die Leiter und Hüter und Seelsorger der Dienstgemeinschaft den Abschied der Beschäftigten? Werden Krisenseelsorger abbgestellt? Gibt es Abschiedsgottesdienste? Wo und wie erfüllen künftig die Beschäftigten ihren Beitrag zum Sendungsauftrag der Kirche? Werden sie gefragt? Können Gemeinschaften durch Kaufverträge sich in Nichts auflösen? Kirchliche und religiöse gar? Gibt es Theologen, die sich solchen Fragen widmen?

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