Im Beitrag "Pflege neu gruppiert" wird insbesondere über die Tarifwelt der Carits berichtet. Bekanntlich haben im April 2016 Verdi und die kommunalen Arbeitgeber Tariferhöhungen in zwei Schritten (2,4 % zum 1.3.2016 und weitere 2,35 % zum 1.2.2017) sowie neue P-Gruppen beschlossen. Die AVR Caritas hat sich im Juni 2016 und Dezember 2017 dieser Systematik angeschlossen; die Tariferhöhungen werden hier zum 1.6.2016 um 2,4 % und zum 1.1.2017 um weitere 2,35 % vorgenommen. Die neuen P-Tabellen sind identisch bis auf die Vergütung für die (ungelernten) Pflegehelfer: die Caritas vergütet hier nach P4, der TVöD nach P5. P4 gibt es im TVöD nicht, P5 nicht in der AVR Caritas.
Anders als im TVöD müssen die Vergütungen bei der Caritas noch regional umgesetzt werden, wobei sich hier dann der vielbeschworene "Flächentarif Caritas" in all seiner Vielfalt zeigt:
Hier zunächst die Tabellen von TVöD und Caritas (P6 bis P16 gemeinsam, P5 nur TVöD, P4 nur Caritas).
Stufen | ||||||||
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | |||
P16 | 4050,77 | 4192,78 | 4651,31 | 5185,82 | 5421,59 | |||
P15 | 3963,78 | 4093,73 | 4418,63 | 4807,47 | 4955,97 | |||
P14 | 3867,88 | 3994,70 | 4311,74 | 4742,49 | 4821,09 | |||
P13 | 3771,99 | 3895,66 | 4204,83 | 4428,07 | 4485,71 | |||
P12 | 3580,18 | 3697,57 | 3991,03 | 4171,29 | 4255,14 | |||
P11 | 3388,39 | 3499,49 | 3777,23 | 3961,68 | 4045,53 | |||
P10 | 3196,60 | 3301,40 | 3594,86 | 3736,35 | 3825,43 | |||
P9 | 3039,39 | 3196,60 | 3301,40 | 3500,53 | 3584,38 | |||
P8 | 2796,54 | 2932,80 | 3107,51 | 3248,61 | 3444,31 | |||
P7 | 2635,53 | 2796,54 | 3044,26 | 3168,10 | 3295,68 | |||
P6 | 2204,53 | 2363,07 | 2511,69 | 2827,51 | 2908,02 | 3056,61 | ||
P5 | 2109,19 | 2325,89 | 2387,86 | 2486,92 | 2561,25 | 2735,85 | ||
P4 | 2110,26 | 2176,96 | 2222,06 | 2255,40 | 2278,94 | 2314,25 | ||
Die Tabellen entsprechen für den TVöD und den Regionen Bayern, Bawü, Mitte und NRW dem Stand 1. Februar 2017. Dieser Stand wird in der Caritas-Region Nord erst am 1.7.2017 erreicht.
In der Region Ost gliedert sich die Geltung wie folgt
Ost/Ost:
P7 bis P16: 94 % der Werte ab 1.9.2017 und 95 % der Werte ab 1.1.2018
P4 und P6: 92,5 % der Werte ab 1.9.2017 und 93,5 % der Werte ab 1.1.2018
Ost/West ohne Hamburg
P7 bis P16: 98 % der Werte ab 1.9.2017 und 99 % der Werte ab 1.1.2018
P4 und P6: 94 % der Werte ab 1.9.2017 und 95 % der Werte ab 1.1.2018
Ost/Hamburg
P7 bis P16: 99,5 % der Werte ab 1.9.2017 und 100 % der Werte ab 1.1.2018
P4 und P6: 94 % der Werte ab 1.9.2017 und 95 % der Werte ab 1.1.2018
Diese Differenzierungen gehen im Beitrag von Wohlfahrt Intern etwas (sehr) verloren. Die fehlerhafte Meldung:
"Zum 1. Februar liegt das Entgelt der Caritas P4 etwa in der dritten Stufe monatlich um rund 166 Euro niedriger als nach TVöD. In der maximalen Erfahrungsstufe erhalten Beschäftigte nach AVR rund 422 Euro mehr."wurde inzwischen von Wohlfahrt Intern korrigiert. Statt "mehr" muss es "weniger" heißen.
Die "166 Euro niedriger" gibt es nur für die vier genannten Westregionen, in Nord und im Osten sind die Differenzen größer.
Nur in der Stufe 1, in der man genau 1 Jahr verbringt, liegt die Vergütung um 1,09 € höher.
Bei den Leitungskräften in Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten gibt es bei der Caritas gegenüber dem TVöD Verbesserungen. Eine "vertiefte Spreizung" gewissermassen.
Der Wohlfahrt-Intern-Beitrag "Mehr Abstand, bitte!" setzt sich mit Arbeitgebervorstellungen (Wohlfahrt Intern ist ein "Entscheider-Magazin") bezüglich des Vergütungsabstands zwischen Pflegefachkräften und (ungelernten) Pflegehilfskräften auseinander. Eine Online-Umfrage von Wohlfahrt Intern hat ergeben, dass sich eine Mehrheit der Befragten für die Pflegefachkräfte eine gegenüber den Pflegehilfskräften um 30 bis 40 % höhere Vergütung wünschen. Zuvor war hatte schon eine Befragung des Verbands diakonischer Dienstgeber Deutschlands ergeben, dass sich ein Drittel der Trägerverantwortlichen einen höheren Lohnabstand zwischen Hilfs- und Fachkräften wünscht.
41 % der von Wohlfahrt Intern Befragten wünscht sich einen um 40 % höheren Verdienst für Pflegefachkräften gegenüber den Pflegehilfskräften.
Woher dieser Wunsch kommt, lässt sich schwer sagen. Und warum dieser Wunsch ausgerechnet bei den kirchlichen Wohlfahrtsverbänden besonders ausgeprägt ist? Das biblische Matthäus-Prinzip?
Wir vertiefen die Darstellung der Vergütungen in Wohlfahrt Intern mit Blick auf die Vergütungen in der Altenpflege im TVöD und bei der AVR Caritas. Wir beziehen uns auf dabei auf die Tabellen AVR Bund.
Die Vergütungsabstände zwischen Pflegehilfskräften und Pflegefachkräften in Prozent (P4 ist Pflegehilfskraft Caritas, P5 ist Pflegehilfskraft TVöD):
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | |
Abst P4-P7 | 24,89 | 21,06 | 25,85 | 34,98 | 39,02 | 42,41 |
Abst P5-P7 | 24,95 | 13,31 | 17,11 | 22,41 | 23,69 | 20,46 |
Das ist schon bemerkenswert.
Wenn man die Vergütungen über mehrere Jahre betrachtet, liegen die Summenunterschiede für 20, 30 und 45 Beschäftigungsjahre wie folgt:
20 | 30 | 45 | |
Abstand P4-P7 | 41,41 | 41,72 | 41,96 |
Abstand P5-P7 | 25,70 | 24,00 | 22,75 |
Noch eine letzte Anmerkung. Wenn man die Vergütungssummen über 20, 30 und 45 Jahre nimmt und in grobe Rentenformel (mit Rentenwert 2016 - 29,21 € bei einem vorläufigen Durchschnittsentgelt 2016 von 3022 € monatlich) kommt man mit den Tabellenwerten über 20, 30 und 45 Jahre auf folgende Rentenwerte für die gesetzliche Rentenversicherung:
20 Jahre | 30 Jahre | 45 Jahre | ||
P7 | 619 | 906 | 1384 | |
P5 | 493 | 731 | 1127 | |
P4 | 438 | 639 | 975 |
von denen natürlich noch die Sozialabgaben (Krankenversicherung, Pflegeversicherung - insgesamt etwa 11 %) abzuziehen sind, bleiben:
20 Jahre | 30 Jahre | 45 Jahre | ||
P7 | 551 | 806 | 1232 | |
P5 | 439 | 650 | 1003 | |
P4 | 390 | 569 | 868 |
Natürlich kommt im öffentlichen Dienst und bei der Caritas hier noch die Zusatzversorgung dazu, die sicher nicht unerheblich ist.
Man muss sich allerdings wirklich nicht groß bemühen, um für die Sachverhalte - 45 unwahrscheinliche Jahre Pflegefachkraft in ununterbrochener Vollzeit bringt eine gesetzliche Nettorente von 1232 Euro monatlich und 45 ebenso unwahrscheinlichere Jahre Pflegehilfskraft in ununterbrochener Vollzeit bringt eine gesetzliche Nettorente von 868 Euro monatlich - das passende Wort zu finden: es ist eine Schande!
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