Mittwoch, 3. Januar 2024

Gedanken zum Anfang des Kalenderjahres - Teil 2: Die Krise in der Pflegebranche

Wie das in den Kliniken ausschaut, haben wir aktuell immer wieder auf unserer "Krankenhausseite" angesprochen. Um uns nicht zu wiederholen möchten wir es heute bei diesem Verweis belassen und uns mit diesem Beitrag im Schwerpunkt aufdie Pflegeheime konzentrieren.
Pflegeheime in Not
Zinsanstieg, Insolvenzgefahrund Arbeitskräftemangel belasten Heime
berichtete Hermannus Pfeiffer nd-aktuell schon am 11. Dezember letzten Jahres. Und am Beispiel eines Pflegeheimes aus dem niedersächsischen Neu Wulmstorf wird aufgezeigt, welche Auswirkungen es hat, die Pflege den marktwirtschaftlichen Gesetzen der Finanzmärkte zu unterwerfen. Auf die gesamte Branche bezogen wird dann ausgeführt:
»Es besteht ein zunehmender Mangel an Pflegefachkräften«, sagt RWI-Pflegeexpertin Dörte Heger bei der Vorstellung des »Pflegeheim Rating Report 2024«. Die Studie wurde vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und dem Institute for Health Care Business in Essen erstellt.

Dem Report zufolge waren im Jahr 2021 in der ambulanten und stationären Pflege insgesamt 1,25 Millionen Vollzeitkräfte beschäftigt – rund 425 000 mehr als etwa vor 1999. Doch es werden viele weitere Arbeitskräfte benötigt. »Da dieser Bedarf derzeit am Arbeitsmarkt nicht vollständig gedeckt werden kann, besteht ein zunehmender Mangel an Pflegefachkräften.«

Daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten stieg die Zahl der Pflegefälle von zwei auf fünf Millionen. »Die Gesellschaft wird weiter altern«, mahnt RWI-Ökonomin Heger. »Um die damit verbundene steigende Zahl der Pflegebedürftigen adäquat versorgen zu können, braucht die deutsche Pflegebranche in den nächsten Jahren zusätzliches Personal und Kapital.«

So beziffert der Zentrale Immobilienausschuss (ZIA) den Bedarf an zusätzlichen Pflegeheimplätzen bis zum Ende dieses Jahrzehnts auf 293 000. Das wäre ein riesiger Sprung, denn aktuell leben lediglich 793 000 Menschen in Heimen.

Deren wirtschaftliche Lage ist durchwachsen. Nur gut die Hälfte der Heime befand sich 2021 finanziell im »grünen Bereich«. Vor allem Luxusresorts für Senioren gelten weiter als lukrative Geldanlage. Doch neun Prozent der Heime lagen im »roten Bereich« mit erhöhter Insolvenzgefahr, mehr als ein Drittel im »gelben Bereich« dazwischen.
...
Beides ist richtig:
Der angeführte Fachkräftemangel hat Ursachen. Er resultiert auch aus der zu geringen Bezahlung und einer zunehmenden Arbeitsverdichtung. Immer weniger Fachkräfte werden für immer mehr pflegebedürftige Menschen eingesetzt. Eine liebevolle, persönliche Zuwendung gehört vielfach schon lange der Vergangenheit an. Und eine angemessene Vergütung, um mehr Fachkräfte zu gewinnen, kostet Geld.
Richtig ist aber auch, dass inzwischen immer mehr Pflegeheime in finanzielle Schieflage geraten. Das betrifft insbesondere die Einrichtungen, die nicht zu den "Luxusresorts für Senioren" zählen - und damit insbesondere auch die Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände, allen voran der kirchlichen Wohlfahrtsverbände von Caritas und Diakonie. Um deren finanzielle Probleme zu bewältigen, müsste die Refinanzierung deutlich verbessert werden.
Den Ansatz von ver.di, über allgemeinverbindliche Tarifvereinbarungen beides zu lösen - angemessene Mindestvergütungen zu schaffen und gleichzeitig damit die Grundlagen für eine bessere und höhere Refinanzierung zu legen, hat (schon vergessen?) allen voran die Caritas zu Fall gebracht. Auf Seite der katholischen Kirche liegt es jetzt an den Bischöfen, nicht mehr an der Ideologie des Dritten Weges fest zu halten, sondern in Ausübung ihres Hirten- und Leitungsamtes in den Diözesen dem päpstlichen Lehramt und der eigenen kirchlichen Soziallehre zu folgen.


Gestern haben wir ausgeführt:
Wie wäre es, da einen großen Schritt zu tun, das "Ruder herum zu reissen" - und zumindest mit einem Anwendungstarifvertrag zum TVöD (kommunal) - nicht nur die Basis für allgemeinverbindliche Regelungen in der gesamten Branche zu schaffen, sondern sich dafür auch noch die "tarifvertragliche Friedenspflicht" einzukaufen. Die Kirche kann dann gerne - wie es im Vollzug der eigenen Soziallehre konsequent wäre - für Gewerkschaftsmitglieder auch noch zusätzliche, besondere Vorteilsregelungen vereinbaren. Das wäre ein Zeichen !

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