Der Vollständigkeit halber ist es sinnvoll, auf zwei Beiträge zu verweisen, die nun in den kirchlichen Medien erschienen sind:
"Scheint Interesse geweckt zu haben"berichtete gestern das Domradio
Wie politisch und wie ökonomisch war Joseph Ratzinger? An diesem Montag und Dienstag wird das in der Kölner Hochschule für Katholische Theologie auf einer Fachtagung diskutiert. Rektor Christoph Ohly erklärt, worum es dabei geht. ... ....
Könnte man nicht mal den Blick darauf legen, ausgehend von der Enzyklika "Caritas in Veritate", wo viele dieser gesellschaftsrelevanten Fragen und wirtschaftsethischen Herausforderungen angesprochen werden. Da mal zu schauen: Welche Bedeutung hatten sowohl die theologischen Darlegungen als auch so manche Ansprachen für gesellschaftsrelevante Fragen bei ihm? ...
und aktuell heute schiebt das Domradio einen weiteren Beitrag nach:
Moraltheologe erklärt sozialethisches Erbe Joseph RatzingersOb die Sonderregelungen, die sich die Kirche etwa im Bereich des Arbeitsrechts herausnimmt, mit diesen Gedanken vereinbar sind?
"Liebe gibt es nur von Gott, Gerechtigkeit vom Staat"
Das sozialethische Erbe Joseph Ratzingers ist das Thema einer Tagung an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie. Der Moraltheologe und Sozialwissenschaftler Peter Schallenberg sieht darin einen überaus spannenden Aspekt.
... die Enzyklika "Caritas in veritate" ... ist eine ausgesprochen sozialethische Enzyklika, mit sehr grundlegender Bedeutung. Sie geht nicht so sehr wie die sozialethischen Verlautbarungen von Papst Franziskus auf Einzelprobleme ein. Sie klärt die Grundlage des Gemeinwohls. ....
DOMRADIO.DE: Was können wir heute aus dem sozialethischen Erbe Joseph Ratzingers lernen?
Schallenberg: Erstens, dass es zwischen Kirche und Staat eine relativ klare Trennung gibt. Das ist unter anderem auch das, was der deutsche Staatsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde mit seinem berühmten Diktum: "Der Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann", gemeint hat.
Ratzinger nennt das die "vorpolitischen Grundlagen des Staates". Romano Guardini (Religionsphilosoph und Theologe, Anm. d. Red.) hätte das "den Staat in uns" genannt, dass man in sich ein Bewusstsein von Verantwortung, Würde, Gerechtigkeit trägt. Und nur wenn das durch Bildung in einem Menschen entfaltet ist, kann er in die Politik gehen und für das Gemeinwesen wirken.
Trennung von Kirche und Staat heißt in diesem Fall: Erst kommt die Gewissensentscheidung und der Raum der familiären Lebensweise, dann der Staat, also das äußere Regeln des Zusammenlebens.
Das Zweite was man meiner Meinung nach lernen kann und worauf Ratzinger immer wieder hinweist, ist das, was wir in der Präambel des Grundgesetzes haben: "In Verantwortung vor Gott und den Menschen." ....
Würde es nicht der aufgezeigten Konzeption entsprechen, wenn die Kirche mit ihren Sozialenzykliken ethisch-moralische Grundlagen setzt, deren konkrete Umsetzung dann dem Staat obliegt - wobei in einem demokratischen Rechtsstaat wie der Bundesrepublik ja letzendlich die gesellschaftliche Mehrheit darüber befindet, wie widerstrebende Interessen in Rechtsetzungsakten normiert werden. Die Kirchen könnten sich damit den Vorwurf ersparen, selbst meilenweit von der Umsetzung der eigenen Soziallehre entfernt zu sein, dieser diamentral entgegenstehende Normen zu erlassen - und damit ihre eigene Glaubwürdigkeit massiv und maximal zu gefährden.
edit
Über die Fachtagung berichtet inzwischen auch VaticanNews:
Tagung in Köln: Joseph Ratzinger hat „Dinge so klar benannt“
Das sozialethische Erbe Joseph Ratzingers war das Thema einer Tagung an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie. Der Moraltheologe und Sozialwissenschaftler Peter Schallenberg sieht darin einen überaus spannenden Aspekt. Gegenüber dem Kölner Domradio sagt er, dass man nach Ratzinger das Gewissen einer Instanz gegenüberstellen müsse, „die mehr bedeutet, als nur eine eigene Interessenverwertung“.
...
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