Dienstag, 13. Juni 2023

Niemand kann erwarten, dass die katholische Kirche schon morgen Tarifverträge abschließt - übermorgen reicht.

Niemand kann erwarten, dass die katholische Kirche schon morgen Tarifverträge abschließt - übermorgen reicht. Aber zumindest Gespräche darüber, wie das Tarifrecht gemeinsam gestaltet und der Kosten- und Verdrängungswettbewerb in der Branche beendet werden kann, wären dringendst - und auch im Interesse der kirchlichen Einrichtungen längst überfällig.
Wir möchten zur Verdeutlichung eine Diskussion aus Facebook *) wiedergeben, und damit unsere pflingstliche "Nachdenkpause" beenden:
Andreas Schlutter: Ungebremst gegen die Wand?
Diakonie Bayern fürchtet um den Fortbestand sozialer Dienste

Nürnberg, 30.05.2023 Der Personalmangel gefährdet zunehmend den Bestand sozialer Einrichtungen in Bayern. Dies befürchtet das Diakonische Werk Bayern, der zweitgrößte bayerische Wohlfahrtsverband im Freistaat. „Die Situation ist im wahrsten Sinne des Wortes todernst“, sagte die Präsidentin der Diakonie Bayern, Dr. Sabine Weingärtner im Rahmen einer Pressekonferenz heute in Nürnberg. Es gehe nicht mehr um die Frage, wie gut die Versorgung in den Einrichtungen sei, sondern um die Frage: „Wird es diese Einrichtungen morgen noch geben?“
Erich Sczepanski
Wer jahrelang über Lohndumping die Personalkosten mit Auswirkungen in der gesamten Branche drückt, der darf sich über Personalmangel zuletzt beschweren
Andreas Schlutter
Dass die kirchlichen Träger mit ihrem Festhalten am "Dritten Weg" mit zur Misere beigetragen haben, erkennen sie leider nicht. Bessere Arbeitsbedingungen hat nie zuerst der Gesetzgeber auf den Weg gebracht, sondern die müssten von Arbeitnehmer:innen und ihren Gewerkschaften erkämpft werden. Unsere Branche dagegen ist tief gespalten - nicht zuletzt, weil 1,4 Mio. Beschäftigte bei Diakonie und Caritas in Bezug auf die Arbeitsbedingungen klein gehalten werden
Erich Sczepanski
Andreas Schlutter es gab und gibt wohl immer noch kirchliche Träger, die einen Preiswettbewerb in der Branche befürworten und den Dritten Weg als Wettbewerbsvorteil sehen.
Sie übersehen, dass gerade im Dienstleistungssektor die sogenannten Personal"kosten" den größten Anteil der Gestehungskosten einnehmen, weit vor der Industrie. Ein "Kostenwettbewerb" geht damit zu Lasten der eigenen Mitarbeiter'Innen und über Arbeitsverdichtung usw. auch zu Lasten der Qualität.
Das können gerade die kirchlichen Einrichtungen mit geringer Größe auch nicht durch Rationalisierungen ausgleichen.
Das Ergebnis ist reihenweise die Schließung kirchlicher Häuser
*)
Andreas Schlutter ist der Vertreter der MitarbeiterInnen kirchlicher Einrichtungen im Gewerkschaftsrat, dem höchsten ehrenamtlichen Gremium unserer ver.di
Erich Sczepanski war sein Vorgänger in diesem Amt

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