Montag, 12. Juni 2023

Gemeindereferentin: Pastorales Personal leidet unter Machtmissbrauch

Unter dieser Überschrift berichtet katholisch.de auch darüber,
dass das ganze System unserer Kirche machtmissbräuchlich ist
(das berichten auch das Domradio sowie "Kirche und Leben")

In einer zutreffenden Analyse werden zwei unterschiedliche "Missbrauchsebenen" dargestellt:
Wenn zum Beispiel eine Gemeindereferentin genial predigen kann und der Pfarrer verbietet es ihr in der Eucharistiefeier, weil das Kirchenrecht sagt, dass Predigen ohne Weihe nicht geht, dann ist das kein Machtmissbrauch durch diesen Pfarrer, sondern es ist gedeckt durch eine machtmissbräuchliche Regelung des Systems. Wenn hingegen ein dienstvorgesetzter Pfarrer Mitarbeitende demütigt oder sie in ihren Kompetenzen oder auch ihrer Spiritualität nicht respektiert, eventuell sogar sexuell übergriffig wird, dann missbraucht er seine Macht, denn solche Verhaltensweisen sind weder kirchen- noch arbeitsrechtlich legitimiert.
Beide Arten beruhen auf realen Erfahrungen, wie von Mitgliedern aus den Mitarbeitervertretungen in den (Erz-)Diözesen oder auch Pfarrsekretär'Innen bestätigt werden kann.
Das kann auch nicht verwundern. Denn schon im Studium der künftigen Priester fehlt jeder Bezug zu arbeitsrechtlichen Standards, wie es etwa unter dem Stichwort "Personalführung" bei Student'Innen der Betriebswirtschaft der Fall ist. Stattdessen wird den Priesteramtskandidaten ein elitäres Selbstbewusstsein eingetrichtert, das es mit der Arroganz von Volljuristen nach einem abgeschlossenen Studium der Rechtswissenschaft aufnehmen kann. Nur - Theologen sind noch "weltfremder" als Volljuristen, die wenigstens in der täglichen Arbeit mit den realen Nöten und Sorgen der Mandanten konfrontiert werden.
Daraus resultieren dann Unsicherheiten im Umgang mit Mitarbeiter'Innen und deren eigener Meinung, die vielfach im zitierten hilflosen Satz
Ich bin hier der Chef und so läuft es."
münden.
Diese Unsicherheit und die Angst vor Konflikten kann auch ein Grund dafür sein, dass die katholische Kirche - sich gegen das päpstliche Lehramt stellend - in Deutschland am "Dritten Weg" und eigenen kirchlichen Arbeitsrechtsmodalitäten festhält. Man will Konflikte vermeiden - wählt aber mit dem Verbot, Konflikte auch konträr auszutragen, einen Weg, der genau das Gegenteil dessen erreicht, was bezweckt werden soll.
Und mit manipulierten oder zumindest manipulierbaren Wahlgängen zu- und Abstimmungsquoren in arbeitsrechtlichen Kommissionen, diversen Regional- und Untergruppen und letzlich dem entscheidenen Inkraftsetzungsakt durch einen Bischof, der abseits der Auseinandersetzungen residiert, sorgt man dafür, dass die Energie derjenigen, die etwas ändern wollen, verpufft. Das Ergebnis ist entweder die Resignation bis hin zum (zumindest innerlich vollzogenen) Kirchenaustritt - oder aber das Engagement außerhalb der kirchlichen Strukturen.
Niemand kann erwarten, dass die katholische Kirche schon morgen Tarifverträge abschließt - übermorgen reicht. Aber zumindest Gespräche darüber, wie das Tarifrecht gemeinsam gestaltet und der Kosten- und Verdrängungswettbewerb in der Branche beendet werden kann, wären dringend - und auch im Interesse der kirchlichen Einrichtungen längst überfällig.

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