Mittwoch, 18. Juni 2014

Die religiösen und kirchlichen Eliten im Schulterschluss mit den wirtschaftlichen und politschen Eliten?

Die gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft ist heute Thema einer großen Konferenz des Rates der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz.

Kongress: Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft

"Das Papier ist weichgespült" ist der Interviewtitel eine DLF-Interviews mit Pater Friedhelm Hengsbach SJ vom 28.2.2014:

...ich finde, das gegenwärtige Papier ist eine Ohrfeige gegenüber dem gemeinsamen Sozialwort vor 17 Jahren und es ist auch eine Ohrfeige für das, was Papst Franziskus vor zwei Monaten in seinem Schreiben vorgetragen hat. Es ist, wie Frau Petermann sagt, es ist gleichsam der Spiegel der Großen Koalition bei den großen Kirchen. Es sind ja gar nicht mal die Kirchen, die das Papier geschrieben haben, sondern nur die Kirchenleitungen. Und das heißt, die religiösen Eliten oder die kirchlichen Eliten suchen den Schulterschluss mit den wirtschaftlichen und politischen Eliten. Und das ist ihnen wirklich gelungen.
liest man da.

Kritisch haben sich auch eine ganze Anzahl katholische Sozialethiker bereits vor 2 Monaten zum heutigen Kongress geäußert:
 Stellungnahme katholischer Sozialethiker/-innen zur ökumenischen Sozialinitiative.
Sie bemängeln insbesondere, dass der inhaltliche Diskussionsprozess mit dem heutigen Kongress schon abgeschlossen sein soll und das breit angelegte Diskussionprozesse, in denen "die Erfahrungen und die Sachkompetenz der "Basis" in ihrer ganzen Breite einbezogen" ist und die Möglichkeit bestand "die Argumente anderer gesellschaftlicher Gruppen kennen gelernt" zu haben.

Papst Franziskus hat sich zwar nicht explizit zu dem genannten ökumenischen Papier geäußert, aber eine Interview-Äußerung aus der vergangenen Woche (Radio Vatikan: "Ich habe kein persönliches Projekt unter dem Arm" Interview  mit der spanischen Tageszeitung "La Vanguardia" (Freitag) in der Übersetzung von Radio Vatikan) liegt uns vor:

Was kann die Kirche tun, um die wachsende Ungleichheit zwischen Reichen und Armen zu reduzieren?
„Es ist bewiesen, dass wir mit der Nahrung, die übrigbleibt, die Hungernden ernähren könnten. Wenn Sie Fotos von unterernährten Kindern in verschiedenen Teilen der Welt sehen, dann schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen, das ist nicht zu verstehen! Ich glaube, wir sind in einem Weltwirtschaftssystem, das nicht gut ist... Wir haben das Geld in den Mittelpunkt gestellt, den Geldgott. Wir sind in den Götzendienst des Geldes verfallen... Wir schließen eine ganze Generation aus, um ein Wirtschaftssystem aufrecht zu erhalten, das nicht mehr zu ertragen ist. Ein System, in das Krieg führen muss, um zu überleben... Aber weil man keinen Dritten Weltkrieg führen kann, führt man eben regionale Kriege. Und was bedeutet das? Dass Waffen produziert und verkauft werden, und dadurch sanieren sich die Gleichgewichte der ... großen Weltwirtschaften.“

Nochmal zurück zum ökumenischen Sozialwort: wer etwa Äußerungen zum Kapitalismus sucht oder wer wissen möchte, welche Erwartungen die Kirchen an die Gewerkschaften (jene zivilgesellschaftlichen Organisationen von Arbeitnehmern, die
aus dem Kampf der Arbeitnehmer, der Arbeiterschaft und vor allem der Industriearbeiter für den Schutz ihrer legitimen Rechte gegenüber den Unternehmern und den Besitzern der Produktionsmittel entstanden
sind) hat, braucht den Text "Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft" nicht zu lesen.

Weder der Kapitalismus noch die Gewerkschaften kommen vor.

2 Kommentare:

  1. Soll man aus der "Nichtbenennung" von namhaften Vertretern der Gewerkschaft ver.di schließen, dass katholische wie evangelische Kirche den Dialog mit der Gewerkschaft verweigern, die für die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig ist?
    Oder hat man sich bewusst auf einen Quotenvertreter aus der IG-Metall verständigt, damit diese "weichgespülte kirchliche Suppe" nicht zu sehr "gewerkschaftlich versalzen" wird?

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  2. Moin moin,

    da muss ich mich jetzt doch zu Wort melden. Ich weiß nicht, was ihr mäkelt. Im gemeinsamen Sozialwort von 1997 haben beide Kirchen auf über 200 Seiten dargelegt, was alles sein sollte - und dann zum Abschluss ausformuliert, warum das alles für die Kirchen selbst nicht gilt. Und das ist dann eine Frage der Glaubwürdigkeit.
    Jetzt werden die Ausnahmen für die beiden Kirchen wenigstens allen anderen auch zugestanden. Der Begriff "Gewerkschaft" muss in einem Sozialwort ja auch nicht enthalten sein. Und so kann man dann auch bei den Wirtschaftsbossen glaubwürdiger werden.

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