- Zum Geburtstag von Kardinal Faulhaber - der letzte Fürstbischof?
- Ein etwas anderer Wochenrückblick
- Sonntagsnotizen - Kardinal Faulhaber und die Zerschlagung der Gewerkschaftsbewegung 1933
- "Irrlehre" und "Götzenkult" - 80 Jahre "Mit brennender Sorge"
- Dienstgemeinschaft – Idee und Wirklichkeit
(mit der "Option für das Gewerkschaftsprinzip" in der Ansprache Pius XII. an die italienischen christlichen Arbeitervereine vom 11. März 1945, 3 und Brief Pius XII. an Kardinal Faulhaber v. 01.11.1945 zur Frage der "Einheitsgewerkschaft"). - Vom September 1933 bis zum September 2019
Insgesamt ist dabei ein wenig schlüssiges und widersprüchliches Bild des Kardinals entstanden.
Heute möchten wir die Reihe mit einem Blick in die Presselandschaft fortsetzen. Nun ist mit den Bänden 1942 bis 1944 die gesamte Notizführung Faulhabers die der NS-Zeit dokumentiert. Es fehlen zwar noch die Bände zur Weimarer Republik - aber zum Verhältns von Faulhaber zu Hitler und der NS-Diktatur lässt sich ein zumindest vorläufiger Schlußstrich ziehen.
Unter dem Titel >Das Hitler-Attentat - ein "ruchloses Verbrechen"< nimmt sich der gewiss nicht linkslastige Münchner Merkur (Ausgabe Nr. 113 vom 17.05.2022) einer weiteren Auswertung der Tagebuch-Einträge von Kardinal Faulhaber an. *)
Am bezeichnenststen für die Haltung Fauhalbers gegenüber dem NS-Regime sind ... die Notizen nach dem 20. Juli 1944 ... "Heute alles nervös, weil das ruchlose Verbrechen, das Attentat auf den Führr bekannt wurde", heißt es am 21. Juli im Tagebuch. ...<
Das Hitler-Attentat - ein ruchloses Verbrechen? ....
...
Wie eingeschränkt der Horizont Faulhabers damals schon war, zeigt ein weiterer Tagebuch-Eintrag vom 21. Juli 1944. Faulhaber berichtet hier über die Entschärfung eines Blindgängers in der Promenadenstraße - "sechs Tage war die Straße gesperrt. Dachauer lösten einander ab. Es wurde ausgegraben." "Dachauer" - damit waren KZ-Häftlinge aus Dachau gemeint. Dass Faulhaber deren Schicksl irgendwie rührte, ist zumindest hier nicht ersichtlich. Der leidenschaftslose Begriff der "Dachauer" aufder einen Seite, die Empörung über das "ruchlose Verbrechen" auf der anderen Seite - größer könnte der Kontrast nicht sein. ...
Wer sich so äußert, und Hitler (wie es im Artikel des Merkur heißt) "persönlich sehr schätzt" (Zitat 1937), der sieht die Zerschlagung der Gewerkschaftsbewegung eher nicht kritisch - der steht wohl auch der Ideologie von Volks-, Betriebs- und Dienstgemeinschaft erst einmal nicht skeptisch gegenüber. Das könnte erklären, warum auch die katholische Kirche in Deutschland entgegen der eindeutigen Hinweise aus Rom (s.o.) am Leitbild der "Dienstgemeinschaft als tragendes Grundprinzip des kirchlichen Dienstes und damit auch des kirchlichen Arbeitsrechts" festgehalten hat.
Dann ist aber auch der Verlust der Arbeitnehmerschaft für die Kirche die unausweichliche und logische Konsequenz - ein "fortwährender Skandal", wie schon die Würzburger Synode festgestellt hat.
Quelle: katholisch.deWarum steckt die katholische Kirche in einer tiefen Krise und verliert ihre eigenen Anhänger? Zwei Theologen erklären die "desaströse Lage" geschichtlich: Man habe aus der jüngeren Vergangenheit nichts gelernt.Die katholische Kirche hat nach Ansicht von zwei Theologen aus der totalitären "Absturzgeschichte" der Moderne nichts gelernt. Heute fehlten ihr deswegen Mechanismen, um Macht zu kontrollieren und Machtmissbrauch entgegenzuwirken, schreiben Rainer Bucher und Birgit Hoyer in einem am Mittwoch veröffentlichten Beitrag auf dem österreichischen Portal feinschwarz.net. Moderne liberale Gesellschaften orientierten sich mittlerweile an Menschenrechten und praktizierten Gewaltenteilung. Die Kirche hingegen habe sich "dank des Beistandes Gottes und dank der eigenen überlegenen Moral" vor Machtmissbrauch geschützt gewähnt: "Das war natürlich eine Illusion."Die "desaströse Lage" der katholischen Kirche führen beiden Experten auf "das fundamentale Glaubwürdigkeitsdefizit" zurück. "Wenn religiöse Institutionen gegen zentrale normative Grundlagen jener Gesellschaften verstoßen, in die sie eingebettet sind, geraten sie in gesellschaftliche Existenzprobleme", schreiben sie. Die Kirche habe es mit "strukturellen Selbstwidersprüchen" zu tun und verliere dadurch vor allem ihre eigenen Anhänger....
Wir stellen am Entwurf der Grundordnung fest, dass sich der Heilige Geist trotz anhaltender Skandale immer noch an den Portalen der katholischen Domkirchen und der Bischofshäuser vorbei schleicht!
e.s.
Weitere Hinweise zur Haltung Faulhabers:
*) siehe auch katholisch.de "Kardinal Faulhaber sah Attentat auf Hitler als "ruchloses Verbrechen""
Tagebücher von Münchner Erzbischof aus Nazizeit jetzt online (Radio Vatikan)
Der Münchner Kardinal, der bei der Revolution weinte (Münchner Merkur)
Auf welcher Seite stand Kardinal von Faulhaber? (Süddeutsche Zeitung)
Der Kardinal, der Hitler beglückwünschte (WELT)
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