Petition
An: Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Bischof Dr. Georg BätzingStatt Klatschen auf dem Balkon - gerechter Lohn
Sehr geehrter Herr Landesbischof,
sehr geehrter Herr Bischof,
in der Öffentlichkeit, aber besonders auch in Kirchengemeinden, wird
im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie die aufopfernde Arbeit der
Beschäftigten im Gesundheitswesen diskutiert. An vielen Orten wird dazu
aufgerufen sich mit diesen „Helden“ zu solidarisieren, Kerzen ins
Fenster zu stellen, auf dem Balkon Beifall zu klatschen oder Glocken zu
läuten, um so deren Dienst für die Gesellschaft zu würdigen. Das mag
manch schlechtes Gewissen beruhigen, aber ist zu wenig.
Klatschen auf dem Balkon, Kerzen im Fenster und Glockenläuten reichen
nicht aus, um die Arbeit der Beschäftigten im Gesundheitswesen zu
honorieren. Wenn Kirche glaubwürdig bleiben will, sollte sie mit guten
Beispielen vorangehen. Machen Sie als Vorsitzender des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland und als Vorsitzender der Deutschen
Bischofskonferenz bitte Ihren Einfluss geltend und setzen Sie sich
dafür ein, dass Diakonie und Caritas als größter Arbeitgeber im
Gesundheitswesen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern endlich
gerechten Lohn zahlen.
Diesen Aufruf unterstützen inzwischen erfreulich viele
Persönlichkeiten, die verschiedene gesellschaftliche Bereiche
repräsentieren.
Als Erstunterzeichner unterschrieben haben: Nikolaus
Brender, ehem. Chefredakteur ZDF; Matthias Deutschmann, Kabarettist;
Maria Etl, Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung
Deutschlands; Peter Grohmann, Koordinator des Bürgerprojekts Die
AnStifter; Detlev Höhne, Aufsichtsratsvorsitzender Mainz 05, Prof. Dr.
Carsten Kühl, ehem. Finanzminister; Prof. Eberhard Linke, Bildhauer;
Klaudia Martini, Staatsministerin a.D.; Prof. Dr. Thomas Münzel,
Stiftung Mainzer Herz; Fritz Röhm, Ehrenvorsitzender der Offenen
Kirche, Sükrü Senkal, ehem. Mitglied der Bremer Bürgerschaft; Marion
von Wartenberg, Staatssekretärin a.D. und Sarah Wiener, Köchin.
Statement Uli Röhm:
Entstanden ist die Idee zu diesem offenen Brief bei verschiedenen
Gesprächen, in denen durchgehend die prekäre Situation der
Beschäftigten im Gesundheitswesen zur Sprache gekommen ist. Themen, die
dabei immer wieder eine Rolle gespielt haben, sind die unzumutbaren
Arbeitsbedingungen und die im Vergleich zu anderen Branchen viel zu
geringe Bezahlung, die auch die Personalnot begründet und den fehlenden
Nachwuchs erklärt. Im Moment gibt es in der öffentlichen Diskussion
zwar die Bereitschaft Änderungen vorzunehmen, aber auch die Sorge, dass
nach dem Abklingen der aktuellen Diskussion alle Vorhaben die Situation
zu verbessern, wieder vergessen werden und sich nichts ändert. Ich war
erstaunt, wie groß die spontane Bereitschaft ist, diesen offenen Brief
zu unterschreiben und dass sie aus den verschiedensten Bereichen kommen,
die normalerweise selten miteinander zu tun haben und gemeinsam
auftreten.
Bei den Unterzeichnern gibt es Zweifel daran, dass Strukturen ernsthaft
verändert und Privatisierungen im Gesundheitswesen revidiert würden.
Kritisiert wurden Symbolhandlungen wie Kerzen im Fenster oder
Diskussionen über Uhrzeiten, ob um 19:30 Uhr oder um 20 Uhr die Glocken
geläutet werden sollen.
Wenn es zu Veränderungen kommen soll, ist es wichtig, dass die beiden
großen Kirchen jetzt öffentlich versprechen, sich nach Ende der Corona
in den entsprechenden Gremien von Diakonie und Caritas für
Tarifverträge einzusetzen, um zu einem gerechten Lohn zu kommen. Das
ist nicht mit einer einmaligen Zahlung einer Prämie oder der
Einführung eines Steuerfreibetrages zu erreichen, sondern nur mit einem
Tarifvertrag. Wenn Diakonie und Caritas mit gutem Beispiel vorangehen,
sind die anderen Träger gezwungen dies nachzuvollziehen.
Zu meiner Person:
Ich war Präses im Dekanat Ingelheim der Evangelischen Kirche in Hessen
und Nassau, bin Mitglied des Kirchenvorstands in Jugenheim in
Rheinhessen und war viele Jahre Mitglied der Präsidialversammlung des
Deutschen Evangelischen Kirchentages, bin Wirtschaftsjournalist und habe
im ZDF als einer der Gründungsredakteure das Konzept von WISO
mitentwickelt.
Diese Petition kann unterstützt werden:
https://weact.campact.de/petitions/statt-klatschen-auf-dem-balkon-gerechter-lohn?share=e0ddbab7-e762-4866-9759-ec1b93bdebe1&source=email-share-button&utm_medium=recommendation&utm_source=email
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