Die Tarifbewegung für Entlastung in Saarlands Krankenhäusern hat schon viel erreicht. Michael Quetting, ver.di-Sekretär im Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen des Bezirks Saar-Trier und dort zuständig für die Krankenhäuser, zieht im Interview eine Zwischenbilanz:
https://gesundheit-soziales.verdi.de/themen/entlastung
...mit umfangreichen weiteren Materialien und Informationen zur Tarifbewegung Entlastung im Saarland und der zunehmenden Beteiligung von Beschäftigten auch kirchlicher Kliniken.
Aus dem Gespräch mit Michael Quetting:
Auch in den katholischen Kliniken hat ver.di weit mehr als 100 neue Mitglieder gewonnen. Wie kommt das?Die Überlastung in den katholischen Krankenhäusern ist genauso groß wie anderswo. Wir haben frühzeitig diskutiert, dass wir die Probleme nur angehen können, wenn es uns gelingt, die kirchlichen Einrichtungen in die Bewegung einzubeziehen. Im Sommer 2016 haben wir deshalb eine Schleife gedreht und Aktionen aufgeschoben, um die Kolleg/innen von Caritas und Diakonie mitzunehmen. Wir haben direkt an sie appelliert, sich zu beteiligen. Das hat allerdings erst funktioniert, als wir systematisch auf die Beschäftigten zugegangen sind. Es reicht also nicht, sich vor das Haus zu stellen und zum Streik aufzurufen. Man muss gezielt auf die Kolleg/innen zugehen und ihnen eine Möglichkeit aufzeigen, aktiv zu werden. So haben sich beispielsweise Kolleginnen und Kollegen in zwei Häusern untereinander verpflichtet, dass sie sich am Streik beteiligen, wenn eine Mindestzahl von Beschäftigten ihre Teilnahme erklärt. Das hat ihnen mehr Sicherheit gegeben.Zudem haben wir in den Klinikseelsorgern einen wichtigen Bündnispartner. Ausgehend von der christlichen Soziallehre setzen sich viele von ihnen gemeinsam mit uns für Entlastung ein. Unser Ausgangspunkt war übrigens nicht die Kritik am kircheninternen Dritten Weg. Wir haben nicht gesagt: Ihr müsst erst den Dritten Weg verlassen und könnt dann mit uns für Entlastung streiten. Die Kolleg/innen und Mitarbeitervertretungen können auch mitmachen, wenn sie die ver.di-Position zum Dritten Weg nicht teilen. Mit der Hoffnung, dass sie in der Auseinandersetzung verstehen: Für verbindliche Regelungen brauchen wir einen Tarifvertrag – und den schließt die Gewerkschaft.Reagieren kirchliche Träger nicht zum Teil empfindlich, wenn sich ihre Beschäftigten in ver.di organisieren und über den Dritten Weg hinausgehen?Doch, deshalb nutzen wir alle Möglichkeiten der Kommunikation. Es gibt wöchentliche Stammtische für Entlastung, die Leute koordinieren sich über WhatsApp-Gruppen und anderes. Das hat dazu beigetragen, dass sie sich nicht erschrecken lassen, wenn der Arbeitgeber Verbote ausspricht. Als den Teams untersagt wurde, bei einer Foto-Aktion für Entlastung mitzumachen und Bilder von den Stationen im Internet hochzuladen, haben sie sich privat getroffen, ein Foto gemacht und es im ganzen Betrieb per Flugblatt verteilt. Oder sie haben ihre Arbeitssituation in Playmobilfiguren dargestellt und diese fotografiert. Fazit: Man darf sich nicht davon abschrecken lassen, dass die Bedingungen in katholischen Häusern zum Teil anders sind. Die Kolleginnen und Kollegen selbst sind nämlich nicht anders. Sie sind genauso zu begeistern wie in anderen Krankenhäusern.
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