Für die jetzt anstehenden, strittigen Reformdebatten brauche es "den Geist und den Mut zur Umkehr", sagte Bätzing am frühen Dienstagmorgen in seiner Predigt zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda und fuhr fort: "Kehrt um! Denkt neu! Das ist in der Tat mehr und anders als bloß etwas Anpassung und Fortschreibung."(siehe auch "Kirche und Leben", Münster)
Ohne eine echte Umkehr würden die Bischöfe der Wucht des Missbrauchs-Skandals und der Dramatik der Entkirchlichung nicht gerecht, betonte der Vorsitzende, der zugleich Ko-Präsident des Kirchenreformprojekts Synodaler Weg ist. Für Menschen in einer freiheitlichen Gesellschaft sei das bisherige Auftreten der Bischöfe ein Anlass, das Erlösungsangebot der Kirche "als anmaßend und übergriffig und angesichts des Missbrauchs obsolet zurückzuweisen". Bätzing fügte hinzu, die Bischöfe selbst hätten erheblich dazu beigetragen, dass die von ihnen verkündete Botschaft des Evangeliums nicht mehr verstanden werde.
Bätzing hat recht: die Lebenswirklichkeit der Christen hierzulande wird durch die Amtskirche immer weniger abgebildet. Wer für die bäuerliche Dorfbevölkerung Flurumgänge anbietet darf sich nicht wundern, wenn die Industriearbeiter in ihrer völlig anderen Lebenswirklichkeit diesem Angebot fernbleiben.
Und dort, wo die "frohe Botschaft" wirkmächtig gelebt - und durch die Tat verkündet - werden sollte, herrscht Misstrauen bis in die privateste Lebenssphäre der MitarbeiterInnen und Angst - sowie eine bewusste Gegensätzlichkeit zur Weltkirche und der eigenen Soziallehre. Diese wird somit gegenüber der Welt selbst als "hohle Phrase" entwertet.
Da darf es nicht verwundern, dass Nuntius Eterovic zum Auftakt die deutsche Bischöfe ermahnte:
Wahrt Einheit der Kirche
(Quellen: katholisch.de und Domradio)
In einem spanisches Radio-Interview des Papstes
... hätte Franziskus unlängst gesagt, es sei nicht böser Wille, der viele deutsche Bischöfe antreibe, sondern "ein pastorales Verlangen", das aber manche notwendigen Weisungen des Papstes "nicht berücksichtige". *) Diese Weisungen habe er am 29. Juni 2019 in dem Papstbrief "an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" formuliert.
Wir fühlen uns hier an die Ansprachen von Papst Benedikt anlässlich der Verabschiedung von seiner Pastoralreise nach Deutschland auf dem Flughafen München-Freising und im Freiburger Konzerthaus erinnernt: "Entweltlicht Euch".
Nun ja, wenn der Papst in Deutschland auf deutsch zur Nomenklatur der deutschen katholischen Kirche spricht, meint er natürlich Nicaragua. Dann könnte man ja auf den Gedanken kommen, dass er Deutschland meint, wenn er in einem spanischen Interview auf spanisch von deutschen Bischöfen spricht. Die RP hat es deutlicher formuliert:
... es fehlt manchen Bischöfen hierzulande nicht allein der Mut, sondern schlicht der Wille zur Umkehr ...
*)
Wir verweisen auch auf unseren gestrigen Beitrag
"Entkirchlichung" (so Bätzing) oder "Entweltlichung" (so Benedikt) - die Kirche scheint in einem unlösbaren Entwicklungswiderspruch zu stecken. Aber ist das wirklich eine Wahl wie zwischen Pest und Cholera - und hat unsere Kirche überhaupt noch die Möglichkeit und die Kraft die Entwicklung zu beeinflussen?
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