Sonntag, 16. August 2020

Sonntagsnotizen: das Wichtigste ist ... die Kirchensteuer (?)

hat die WELT letzten Sonntag hinterfragt:
Kirche in der Krise
Kann ein Kirchensteuer-Rabatt den Mitgliederschwund stoppen?
Stand: 15:25 Uhr

In kaum einem Alter ist die Wahrscheinlichkeit eines Kirchenaustritts so hoch wie zwischen 20 und 35 Jahren. EKD-Ratschef Bedford-Strohm bringt deshalb einen Steuerrabatt für junge Menschen ins Spiel. Aber geht es bei der Mitgliederkrise ums Geld – oder um etwas anderes?

Tatsächlich sind die Zahlen dramatisch: Insgesamt 542.000 Menschen traten 2019 aus beiden Kirchen aus – so viele wie noch nie.

Dass sich hieran durch Änderungen bei der Kirchensteuer in nennenswertem Umfang etwas ändern ließe, ist eher unwahrscheinlich. Der Aufschlag auf den jeweiligen Einkommensteuerbetrag eines Kirchenmitglieds (acht Prozent in Bayern und Baden-Württemberg, ansonsten neun Prozent) geistert zwar als angebliches Motiv durch viele Debatten über Kirchenaustritte, ist in der Realität aber nicht sonderlich relevant.
So begründeten Ausgetretene bei einer sehr gründlichen Befragung durch die EKD im Jahr 2014 ihren Abschied von der Kirche erst an sechster Stelle mit der Kirchensteuer. Wichtigere Gründe waren etwa religiöse Gleichgültigkeit der Menschen, die einfach nichts mit Gott anfangen können, sowie der Eindruck, die Kirchen seien nicht vertrauenswürdig. ...
was das Vertrauen betrifft, hat schon die Würzburger Synode (Beschluss Kirche und Arbeiterschaft) festgestellt:
1. EIN FORTWIRKENDER SKANDAL

Diese beklagenswerte Tatsache findet ihren beredten Ausdruck in dem weltbekannt gewordenen Wort Pius’ XL zu Cardijn, worin der Papst es als den großen Skandal des 19. Jahrhunderts beklagt, daß die Kirche die Arbeiterschaft verloren habe.
(S. 313 (321) ff)

Die Kirche(n) sollte(n) sich überlegen, ob das eigene Verhalten - etwa die Weigerung, entgegen der eigenen Soziallehre mit Gewerkschaften zu kooperieren - wirklich zur "Vertrauenswürdigkeit" beiträgt.
Die kirchliche Soziallehre bleibt eine "verkopfte Theoriediskussion", solange die Kirche nicht selbst zur glaubwürdigen Umsetzung beiträgt sondern sich herausnimmt, "Staat im Staat" zu sein. Aber dazu schrieben wir uns ja im Blog schon seit Jahren die Finger wund …

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