Arbeitgeber beklagen den Fachkräftemangel, kritisierte Hinke, obgleich sie „über Jahrzehnte hinweg ihre Ausbildungskapazitäten gedrosselt und ihr Personal auf Verschleiß gefahren haben.“ Zwischenzeitlich werden in Ballungsräumen wie München über Kopfprämien von bis zu 8.000 Euro Pflegekräfte zu werben gesucht – welche sich Werber und Geworbene teilen. „Statt Geld zu verpulvern sollten die Arbeitgeber zu besseren Arbeitsbedingungen beitragen“, vermerkte Hinke. Würden sie Arbeitsbedingungen schaffen, die den Krankenstand, die Frührehabilitation, den Rentenbeginn und die Teilzeitquote auf den durchschnittlichen Stand aller Erwerbstätigen senken, wäre ein enormes Potential zusätzlicher Fachkräfte zu gewinnen. Gemäß einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2012 wären allein durch eine Anpassung des Anteils der Teilzeitbeschäftigten in der Pflege an den Durchschnitt aller Beschäftigten knapp 77.500 Vollzeitkräfte für den stationären Bereich (Altenpflege, Krankenpflege) zu gewinnen. Unter den be- stehenden Bedingungen wird der ‚Pflexit‘, die Flucht aus den Beruf und in Teilzeit nicht umzukehren sein.
In der Koalitionsvereinbarung der Bundesregierung hat man sich des Themas Pflege angenommen. Es findet sich laut ver.di viel wichtiges und richtiges auf der Agenda. So sollen in der Altenpflege 8.000 zusätzliche Stellen entstehen. Ange- sichts von über 13.000 stationären Einrichtungen sei dies für ver.di aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Auch die anvisierten Personaluntergrenzen für so- genannte pflegesensitive Fachabteilungen bleiben hinter dem Erfordernis einer gesetzlichen Personalbemessung in den Krankenhäusern sträflich zurück“, ergänzt Katrin Weidenfelder, in ver.di Bayern für den Krankenhausbereich verantwortlich.
Die Gewerkschaft ver.di wird zum internationalen Tag der Pflege über zahlreiche lokale Aktivitäten und betrieblichen Aktionen auf den Handlungsbedarf hinsichtlich der Arbeits- und Einkommensbedingungen aufmerksam machen. Zudem plant ver.di anlässlich der Gesundheitsministerkonferenz am 20. Juni in Düsseldorf eine ‚Demonstration der Pflegekräfte‘. Die Beschäftigten sind aufgerufen sich frei zu nehmen, um in Düsseldorf ‚einzuspringen‘. Ein gravierendes Problem im Berufsfeld der Pflege, Personal- und Dienstplanmängel werden durch fortwährendes Einspringen aus der Freizeit kompensiert.
[Quelle: Info Ver.di Bayern zum interntionalen Tag der Pflege am 12. Mai 2018]
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