Sonntag, 18. April 2021

500 Jahre Verteidigungsrede auf dem Reichstag zu Worms

Der 18. April ist der Tag, an dem 1521 Martin Luther seine Verteidigungsrede auf dem Reichstag zu Worms hielt.
Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es offenkundig ist, daß sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun.
Man muss nicht alles nachahmenswert finden, was in der Vergangenheit an Kritik an der katholischen Kirche, am Papst und den Konzilien geäussert wurde. Als Katholik kann man auch nicht alles aus Luthers Rede unterschreiben - im Gegenteil: es wäre schon ein Gewinn, wenn sich die deutsche katholische Kirche wenigstens an die päpstlichen Sozialenzykliken und die Weltkirche halten und sich mit der Praxis der deutschen Kirche eben nicht selbst widersprechen würde. Auch, wenn das eine Abkehr von der ökumenischen Übernahme einer historisch schwer belasteten Option mit sich bringen sollte.

Es gibt dann noch einen anderen Aspekt, der auch für Katholiken von Bedeutung wäre.
Luther (1483-1546) habe sehr viele positive Seiten und wichtige Anliegen in die Kirchen- und Menschheitsgeschichte gebracht. "Er wollte die katholische Kirche am Maßstab des Evangeliums messen und erneuern",
so der Augsburger Bischof Bertram Meier.
Die evangelische Kirche will den 500. Jahrestag des Wormser Reichstags nicht als Heldenfeier begehen, sieht in Luthers wagemutigen Auftritt aber eine Sternstunde für Werte wie Haltung und Zivilcourage.
meint katholisch.de. Das Domradio (Köln) hat schon vor Monaten berichtet:
"Luther hat mit Mut zu tun"
Diesen Mut wünschen wir allen Katholiken, insbesondere auch denjenigen, die im Dienst der Kirche stehen.
Diesen Mut kann man auch angesichts des Desasters um den Tarifvertrag Altenflege nur allen Entscheidungsträgern wünschen. Und Entscheidungsträger ist jede/r, der/die bei der und für die Kirche tätig ist. Uns sei es nur in der Entscheidung, sich (entsprechend der Aufforderung der Würzburger Synode) für gewerkschaftliche Mitgliedschaft oder gar zur Teilnahme an einer Demonstration zu entscheiden.
„Kirchliche Symbolpolitik ist zu wenig. Kirchliche Realpolitik bedeutet, das Anliegen Luthers aufzugreifen, nämlich eine Erneuerung der Kirche zu bewirken.“ (so wird Bischof Meier in anderem Zusammenhang zitiert). Und wir beziehen das ausdrücklich auch auf die bisherigen "Lippenbekenntnisse zum Gewerkschaftsprinzip".

Weitere Links:
Domradio (Köln): Bannbulle eine Momentaufnahme von 1521
Neues Ruhrwort (Gelsenkirchen): Bischof Meier: Vertraue darauf, dass Luther im ewigen Leben ist

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen




Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.

Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.