kommentierte die Neue Züricher Zeitung (NZZ) am 24. Dezember. Der Kommentar endete mit dem Satz:
Wenn sich Gott in den Kirchen nicht mehr finden lässt, bleiben sie leer. Nur Gott kann die Kirchen retten.
Ein bemerkenswertes Wort: es erinnert an den Aufruf von Papst Benedikt in der Freiburger "Konzerthausrede" gegenüber der Nomenklatur der deutschen katholischen Kirche.
Denn wo das weltliche Bemühen den sakralen und spirituellen Geist überlagert, da lässt sich Gott in den Kirchen nicht mehr finden.
Lassen Sie mich im Gedenken an den Heiligen Stephanus etwas "Störenfried" sein.
Er ist lästig, dieser Stephanus. Ein Störer des Weihnachtsfriedens. Ein Christ, der es ernst meinte mit seinem Christsein und mit seinem Leben bis zum grausamen Tod dafür geradestand.
An Weihnachten verspüren wir noch den spirituellen Geist des Christentums. "Heilig Abend ohne Gottesdienst ist für mich nicht vorstellbar". Es ging in diesem Jahr auch ohne - es musste gehen. Und mancher merkt, dass da eine Lücke ist - das etwas abgeht, etwas, das mehr ist als nur christliches Brauchtum. Und das war's dann - einmal im Jahr etwas spüren? Und danach wieder in den Alltagstrott, in die Sorge um Geschäfte und geschäftliches, um Gewinnerzielung und Verlustvermeidung?
Wir müssen uns auch eines vergegenwärtigen:
Heutzutage handeln wir nur dann mit Christus, wenn wir unsere Verantwortung übernehmen und in globaler Solidarität handeln – in dem Bewusstsein, dass keine höhere Macht ein glückliches Ende garantiert. Diese globale Solidarität trägt im Christentum den Namen Heiliger Geist – als Gemeinschaft der durch Liebe verbundenen Gläubigen (Zitat: NZZ).
Ein Widerspruch? Nein, denn für die tätige Nächstenliebe sind primär die Menschen - persönlich und selbst - gefordert; es hilft nicht, nur auf Gott zu warten - das alleine wäre zumindest unterlassene Hilfeleistung, wenn nicht sogar Beihilfe. Das Gleichnis vom "barmherzigen Samariter" fordert alle Menschen auf, den Bedrängten zu helfen. "Der Markt" kann diese soziale Leistung nicht erfüllen. Corona macht es deutlich.
Jede/r einzelne kann zum barmherzigen Samariter werden. Und dort, wo es die Kräfte der Einzelnen überschreitet, ist primär die Gemeinde bis hin zu unserem "Sozialstaat" gefordert. Der kann - und soll - zwar nach dem "Subsidiaritätsprinzip" nur dort einspringen, wo etwa freigemeinnützige Träger nicht mehr weiter kommen; der muss diese gemeinnützigen Träger aber auch so fördern, dass sie in der Lage sind, den Standard der öffentlichen Hand zu halten, Und das gilt auch für die Arbeitsbedingungen, für Löhne und Gehälter der MitarbeiterInnen. Das sind nun mal die Spielregeln des verfassungsrechtlich geschützten Subsidiaritätsgrundsatzes, die durch neoliberale und marktwirtschaftliche Eingriffe leider entwertet wurden. Aber die Konsequenz aus dem Subsidiaritätsgrundsatz ist immer noch, dass diejenigen, die den Standard der öffentlichen Hand nicht halten, auch keinen Anspruch auf öffentliche Förderung haben können. Denn das wäre Subventionsbetrug.
Die Seelsorge ist dagegen die Kernaufgabe der Kirche, und das ist nicht die Sorge um Gewinnerzielung und Marktanteile in "caritativen Unternehmen".
Meint jedenfalls
e.s.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.
Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.