"Wie können wir die Arbeits- und Entgeltbedingungen im Sozial- und Erziehungsdienst nachhaltig aufwerten? Welche Themen wollen wir zukünftig anpacken?" Darüber haben rund 100 Betriebs- und Personalrät*innen sowie Mitglieder kirchlicher Mitarbeitervertretungen beraten. Und zwar bei der ersten digitalen Ausgabe der traditionellen Kasseler Konferenz am 04. Dezember 2020.
Die Konferenz ist das zentrale Treffen von ver.di-Aktiven aus den Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe, Behindertenhilfe, Sozialhilfe, Drogenhilfe, Obdachlosenhilfe, Flüchtlingshilfe, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, aufsuchende Arbeit, sowie für alle anderen Bereiche, in denen professionelle Soziale Arbeit stattfindet. Gemeinsam haben die Interessenvertreter*innen auf die aktuellen Entwicklungen in ihren Arbeitsfeldern geschaut, auch vor dem Hintergrund der andauernden Corona-Pandemie.
Schon vor Beginn der Pandemie waren die Arbeitsbedingungen im Sozial- und Erziehungsdienst schwierig. Die Krise hat nun noch einmal verdeutlicht, wie wichtig die Soziale Arbeit für den Zusammenhalt in der Gesellschaft ist. Noch zu Beginn der Pandemie wurde auch für die Beschäftigen im Sozial-und Erziehungsdienst geklatscht, doch echte Aufwertung durch die Arbeitgeber ist nicht zu erkennen.
Im kommenden Jahr planen die ver.di-Aktiven daher vielfältige Aktionen auf betrieblicher und politischer Ebene. Darüber hinaus bereiten sie die nächste Tarifrunde für den Sozial- und Erziehungsdienst vor. Auch im Interesse der Adressat*innen der Sozialen Arbeit machen sie sich stark für eine nachhaltige Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe. Denn die Soziale Arbeit ist unverzichtbar, besonders in Krisenzeiten.
Die Kasseler Erklärung im Wortlaut:
Kasseler Erklärung
04.12.2020. Wie können wir die Arbeits- und Entgeltbedingungen im Sozial- und Erziehungsdienst nachhaltig aufwerten? Welche Themen wollen wir zukünftig anpacken? Darüber haben wir als ver.di-Aktive aus der ganzen Bundesrepublik auf der Kasseler Konferenz beraten.
Als Teilnehmer*innen der Kasseler Konferenz sind
wir uns einig: Die Pandemie verschärft die Probleme in der Sozialen
Arbeit und verdeutlicht die bereits bestehenden Missstände. Darüber
hinaus sind neue Herausforderungen entstanden, die einmal mehr zeigen: Der Sozial-
und Erziehungsdienst ist unverzichtbar – besonders in der Krise!
Die Situation ist nicht nur für uns als Beschäftigte
besorgniserregend, sondern auch für die Adressat*innen unserer Arbeit. Die Umsetzung der bestehenden Rechtsansprüche ist
nicht mehr gesichert. Deshalb fordern wir von der Politik, die Angebote der
Kinder- und Jugendhilfe sowie der Behindertenhilfe auch während der Pandemie und bei hohen Infektionszahlen offen und für die Adressat*innen
erreichbar zu halten.
Was wir aber in der Politik und bei den Trägern beobachten, ist
stattdessen eine problematische Verschiebung der Prioritäten. Im Kita-Bereich wird beispielsweise nur noch von “Betreuung” gesprochen, der
Bildungsauftrag findet keinen Raum mehr. So schaffen Administration und Politik
die Grundlage dafür, dem eklatanten Fachkräftemangel mit der Einstellung von
unqualifiziertem Personal zu begegnen. Hier fehlen klare Regelungen für eine
Qualifizierung der neugewonnenen Arbeitskräfte, sowie die Befristung dieser der
Krise geschuldeten Maßnahmen. Es steht zu befürchten, dass die Beschäftigung von nicht genügend qualifiziertem Personal
in den Kita-Bereichen als Blaupause für andere Bereiche
sozialer Arbeit benutzt wird.
Dabei dienen alle Leistungen der Sozial- und Erziehungsdienste der
Umsetzung von Grundrechten der Adressat*innen. Das gilt für die Kinder- und
Jugendhilfe, Behindertenhilfe, Sozialhilfe, Drogenhilfe, Obdachlosenhilfe,
Flüchtlingshilfe, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, aufsuchende Arbeit,
sowie für alle anderen Bereiche in denen professionelle Soziale Arbeit
stattfindet.
Die Tarifgespräche für den Sozial- und Erziehungsdienst, die im
Frühling dieses Jahres bereits begonnen hatten, mussten aufgrund der Pandemie
ausgesetzt werden. Für uns geht es nun darum, unsere Planungen den neuen
Bedingungen anzupassen.
Wir werden die Zeit bis zur Wiederaufnahme der Verhandlungen
intensiv für die Vorbereitung nutzen. Vor allem wollen wir mit den ver.di-Mitgliedern
im SuE-Bereich ins Gespräch kommen und eine Forderungsdiskussion vorbereiten.
Wir sind entschlossen, den nächsten Schritt
für die Aufwertung der Sozialen
Arbeit in Angriff
zu nehmen. Denn die ehemals sogenannten „Frauenberufe“ erfahren auch im
21. Jahrhundert noch nicht die Wertschätzung, die ihnen gebührt.
Wir laden alle Beschäftigten ein, sich uns anzuschließen. Nur
gemeinsam werden wir Erfolg haben. Organisiert euch in der Gewerkschaft ver.di
– die Gewerkschaft für die Soziale Arbeit!
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