Montag, 2. März 2020

Unternehmen Caritas - Konzerne wie alle anderen?

Während in der letzten Woche die Empörung über geheimnisvolle Schließungspläne kirchlicher Krankenhäuser (wir berichteten) wuchs - ergänzend dazu:
Saarbrücker Zeitung 24.02.2020: Große Koalition im Landtag sauer auf Marienhaus
Saarländischer Rundfunk 25.02.2020: "Wir wollen bis nächste Woche Klartext vom Träger"
Saarländischer Rundfunk 25.02.2020: Aktueller Bericht in der Mediathek
RHEINPFALZ (print) 25.02.2010: "Ministerin fordert Klarheit von Krankenhausträgern"

bereitet sich Eichstätt auf die 23. Fachtagung zum kirchlichen Arbeitsrecht vor. Unter dem Titel:
Motor oder Bremse?
werden in trauter überkonfessioneller Gemeinsamkeit Aspekte des kirchenspezifischen Arbeitsrechts der beiden deutschen Kirchengemeinschaften erörtert.
Eine der interessantesten Referate steht heute um 13:30 Uhr auf dem Programm. Generalvikar Klaus Pfeffer, Essen, referiert zum Thema:
Das notwendige Ende einer "Kultur der Angst" im kirchlichen Arbeitsrecht
Ist diese "Kultur der Angst" wirklich kennzeichnend für eine kirchenspezifische Einrichtung? Oder sind Caritas- und Diakonie-Einrichtungen nicht längst genauso am Markt agierende und der Betriebswirtschaft unterworfene Betriebe wie andere Pflegekonzerne auch?
Was zeichnet einen kirchlichen Betrieb aus? Die "Kultur der Angst"? Eine eigene kirchliche Arbeitsgerichtsbarkeit die immer noch versucht, ihren Standort im Rechtsschutzsystem zu bestimmen? Ist es der eigene kirchliche Datenschutz, sind es flexible Arbeitszeitmodelle oder psychische Belastungen am Arbeitsplatz (auch das jeweils ein Thema heute in Eichstätt)? Ist es gar die Tatsache, dass es sich bei der beruflichen Care-Arbeit um "Sorgearbeit" handelt, die längst aufgewertet und besser entlohnt werden müsste?
„Sorgearbeit muss aufgewertet und besser entlohnt werden“ - Frank Werneke zum Equal Care Day am 29. Februar 2020
Oder müssen wir uns damit abfinden, dass gerade caritative und diakonische Unternehmen diesen "Markt" prägen und daher die "Konkurrenz der Wege" zu einem massiven Kostendruck beiträgt?

Bis heute ist es offenbar nicht gelungen, eine überzeugende Begründung für die Besonderheiten zu liefern, die von den Arbeitgebern in kirchlichen Betrieben beansprucht werden. Daher stellt sich zurecht die Frage, ob das "kirchliche Arbeitsrecht" im Allgemeinen und wo der "Dritte Weg" im Besonderen tatsächlich ein Motor bei der Umsetzung eines (welches?) kirchlichen Ethos, konkret etwa der päpstlichen Sozialenzykliken, sein soll.

Und damit möchten wir einen weiteren Punkt ansprechen: In Mainz beginnt heute die Frühjahrsvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Dabei wollen die 69 Bischöfe und Weihbischöfe unter anderem eine neue Führungsspitze wählen. Radio Vatikan berichtet darüber
Der bisherige Amtsinhaber, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, hatte angekündigt, aus Altersgründen nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung zu stehen. Auch der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, geht ab.
Tatsächlich ist in den letzten sechs Jahren im Bereich der katholischen Kirche sehr viel "in's rollen gekommen". In früheren Jahren wurde ängstlich darauf geachtet, nur ja jeden Bischof und jedes Bistum mitzunehmen - was nötige Reformschritte verzögerte, bis auch wirklich niemand mehr eine Veränderung verhindern konnte.
"Wer ständig darauf wartet, bis auch der Allerletzte bereit ist, mit zu gehen, darf sich nicht wundern, wenn er immer zu spät kommt." Dies gilt insbesondere, wenn der Fachkräftemangel dazu führt, dass sich die begehrten Bewerber die besten Arbeitsbedingungen und Löhne aussuchen können.
Nun ist (leider erst) angesichts von diversen Skandalen sehr viel in Bewegung geraten. "Katholisch.de" widmet Kardinal Marx, dem scheidenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, einen wohlwollend sachlichen Artikel:
Was seine sechsjährige Amtszeit prägte
Alles hat seine Zeit – Kardinal Marx gibt den DBK-Vorsitz ab
und führt darin unter anderem aus:
Marx hält drängende Fragen für entscheidungsreif, wenn aus seiner Sicht hinreichend viele Bischöfe einig sind – selbst wenn eine Minderheit noch Gesprächsbedarf hat. Ziehen dann einzelne – wie etwa bei der Reform des kirchlichen Arbeitsrechts – zunächst nicht mit, findet er das nicht schlimm: Hauptsache, es geht voran.
Dem können wir uns anschließen, und mit einem bekannten Lied aus dem Jahr 1977 alles Gute wünschen: Youtube "klick"

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen




Ihr könnt Eure Kommentare vollständig anonym abgeben. Wählt dazu bei "Kommentar schreiben als..." die Option "anonym". Wenn Ihr unter einem Pseudonym schreiben wollt, wählt die Option "Name/URL". Die Eingabe einer URL (Internet-Adresse) ist dabei nicht nötig.

Wir freuen uns, wenn Ihr statt "Anonym" die Möglichkeit des Kommentierens unter Pseudonym wählt. Das Kommentieren und Diskutieren unter Pseudonym erleichtert das Austauschen der Argumente unter den einzelnen Benutzern.