Sonntag, 28. Oktober 2018

Sonntagsnotizen - "Kirche im Aufbruch" und 100 Jahre Sozialpartnerschaft vrs. Volks- Betriebs-, und Dienstgemeinschaft

Heute endet die Synode im Vatikan. Das Schlussdokument der Synode ist gestern veröffentlicht und unter dem Titel
Emmaus, Jugend, Kirche im Aufbruch
bei Radio Vatikan zusammengefasst
worden.

Das Dokument gliedert sich in mehrere Teile:
Der erste Teil: „Er ging mit ihnen“ - das Erkennen
Zweiter Teil: „Ihre Augen wurden aufgetan“ - das Deuten
Dritter Teil: „Noch in derselben Stunde brachen sie auf“ - das Wählen (und Handeln)
Und dann - ab in die Ortskirche:

ob der Dreisatz - im Sinne der Glaubwürdigkeit unserer Kirche - aber auch wirklich alle Aspekte des kirchlichen Dienstes umfasst?

Der päpstliche Aufruf zur Entweltlichung ist uns immer noch als vergeblicher Appell in Erinnerung.
An verknöcherten und klerikalen Strukturen ist schon mancher Aufbruch versandet. *)


Bei TELOPOLIS wurde vor einigen Tagen unter der Überschrift
100 Jahre Sozialpartnerschaft und "Volksgemeinschaft"
über das "Stinnes-Legien-Abkommen und die Absage an den Klassenkampf" geschrieben.
Mit dem Abkommen wurde nach Meinung der Befürworter die "Sozialpartnerschaft" in die Wege geleitet.
Der Autor des Artikels in TELOPOLIS fahrt fort:
Man könnte aber polemisch auch von "100 Jahre Volksgemeinschaft" reden. Denn in diesem Abkommen wurde dem Klassenkampf eine Absage erteilt und die Gewerkschaften stellten die Arbeiter zum Ausgleich für einige sozialpolitische Zugeständnisse unter das Kommando des Kapitals.

Wir müssen dieser Aussage widersprechen.
Volksgemeinschaft (und vor allem auch die damit verbundene Betriebs- und Dienstgemeinschaft, die bei Kirchen immer noch hoch gehalten wird) war ein Kampfbegriff gegen die Gewerkschaften (und nebenbei auch gegen die Gemeinschaft der Kirche, speziell die global tätige katholische Kirche). Und damit weder sozial noch partnerschaftlich.
Unter dem Begriff der Sozialpartnerschaft werden z.B. Errungenschaften wie Tarifverträge subsummiert, die gerade in der "Betriebs- und Dienstgemeinschaft" (wie heute noch bei Kirchens üblich) durch Arbeitsvertragsordnungen ersetzt wurden, aber auch die innerbetriebliche Mitwirkung der Arbeitnehmer durch Betriebsräte.
Es ist nahezu tragisch, dass sich gerade die katholische Kirche in Deutschland, die sich in einigen Bistümern vehement gegen die faschistoiden "Gemeinschaften" verteidigte, nun - entgegen den lehramtlichen Verlautbarungen wie beispielsweise "Mater et magistra" oder "Laborem exercens" - der Sozialpartnerschaft mit den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verweigert.


Zum Nachlesen:
Blog-Beitrag vom 29. Oktober 2013: "Dienstgemeinschaft – Idee und Wirklichkeit"
Blogbeitrag vom 17. August 2016: "Dienstgemeinschaft verlangt Tarifverträge"
Blogbeitrag vom 15. Oktober d.J.; "100 Jahre Sozialpartnerschaft – erfolgreich in die Zukunft (ohne die Kirchen und ihre Wohlfahrtsverbände)"


Nachtrag:
Synode: „Ermutigung für eine erneuerte Art Kirche“, sagt Kardinal Marx
„Synode muss Konsequenzen haben“, sagt Bischof Genn
„Gut gelungen ist die Passage über Machtmissbrauch“ meint der Schweizer +)Bischof Alain de Raemy
"Dokument eines gemeinsamen Weges" - Digitalisierung, Migration und sexueller Missbrauch – Drei der Schwerpunkte, die das Abschlussdokument der 15. Weltbischofssynode gesetzt hat. Für +)Bischof Stefan Oster muss es nun auch Konsequenzen in der deutschen Kirche geben.

+) Bei der Widergabe haben wir die Bezeichnung "Jugendbischof" in "Bischof" reduziert. Denn auch ein Jugendbischof ist ein Bischof - und wir meinen, dass die Folgen der Synode nicht nur auf Jugendliche verkürzt werden dürfen, sondern die gesamte Kirche betreffen.

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