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Der Brief im Wortlaut:
Sehr geehrte Herren,
anlässlich der gescheiterten Übernahme des Bundestarifbeschlusses für die Regional- kommission Nord wenden wir uns mit diesem offenen Brief an Sie.
In der aktuellen Tarifrunde der Caritas konnte in der Regionalkommission Nord keine Einigung zwischen den Verhandlungspartnern erzielt werden. Trotz intensiver Beratungen ist die Arbeitgeberseite nicht bereit, den im Juni erzielten bundesweiten Abschluss auch für Niedersachsen und Bremen zu übernehmen.
Mit ihrer Forderung, die im Bundesbeschluss vereinbarten Termine zur Tariferhöhung um etliche Monate nach hinten zu verschieben, wäre es seit 2008 die sechste Tarifrunde in Folge, bei der die Caritas-Mitarbeiter im Norden schlechter gestellt werden sollen als in anderen Bundesländern. Eine Begründung für dieses Ansinnen gibt es nicht: Sowohl die Kostenstruktur als auch die zu leistende Arbeit unterscheidet sich nicht von anderen Tarifgebieten der Caritas.
Hier sollen Mitarbeiter, die ohnehin höchsten Belastungen ausgesetzt sind, wieder einmal nicht den Lohn bekommen, der in anderen Regionen gezahlt wird. Wenn es nach dem Willen der Arbeitgeber ginge, würde durch eine zeitliche Verzögerung der Beschlüsse auf Kosten der Mitarbeiter gespart.
In Zeiten von Personalmangel ist es ein völlig falsches Signal, an den Gehältern der Mitarbeiter sparen zu wollen. Und so gewinnt man auch kaum die notwendige Anzahl junger Menschen, die vor der Berufswahl stehen.
Es ist seit Jahren immer die gleiche Enttäuschung, die Mitarbeiter erleben müssen:
Wenn es den Arbeitgebern nützt, werden die Loyalitätspflicht der Mitarbeiter und die Besonderheit des christlich begründeten Dienstes bei der Caritas hervorgehoben und eingefordert. Wenn es um gerechte, Respekt zollende Entlohnung geht, ist es mit diesen Besonderheiten und der Wertschätzung der engagiert arbeitenden Mitarbeiter schnell vorbei. Und das, obwohl gesetzliche Regelungen die Refinanzierung der Gehälter sicherstellen.
Es passt nicht mehr in die Zeit, dass die Verhandler der Arbeitgeberseite ihren Einrichtungsleitungen und Caritas-Verantwortlichen mit jeder Tarifrunde aus Prestigegründen eine
„Morgengabe“ in Form von Gehaltsverzicht der Mitarbeiter präsentieren wollen. Das steht in keiner Weise zu den Aussagen, die exponierte Persönlichkeiten aus Kirche und Caritas zum Wert der sozialen Arbeit und zur gerechten Bezahlung der Caritas Mitarbeiter gemacht haben. Oder waren das nur die berühmten „Sonntagsreden“ mit Verfallsdatum Montag?
Die Mitarbeiter der Caritas in Niedersachsen und Bremen sind in höchstem Maße empört und verärgert. Sie haben in schwierigen Zeiten ihre Einrichtungen mit den unterschiedlichsten Verzichten unterstützt und ihren Teil der Dienstgemeinschaft erfüllt. Jetzt jedoch fordern die Krankenschwestern, Altenpflegerinnen, Erzieherinnen und alle an der gemeinsamen Aufgabe beteiligten Mitarbeiter unmissverständlich, an der guten Entwicklung teilzuhaben und Wertschätzung zu erfahren. Weiterer Lohnverzicht ist für sie absolut undenkbar. Eine Umsetzung des Bundesbeschlusses ist auch im Norden ohne Alternative.
Eine Anmerkung können wir uns hier im Blog dann doch nicht verkneifen. In der "Grundordnung des kirchlichen Dienstes" heißt (Artikel 7):
"Wegen der Einheit des kirchlichen Dienstes und der Dienstgemeinschaft als Struktur des kirchlichen Arbeitsrechts schließen kirchliche Dienstgeber keine Tarifverträge mit Gewerkschaften ab. Streik und Aussperrung scheiden ebenfalls aus."Die tarifliche Einheit findet sich ausgerechnet dort, wo das angeblich so konfliktorientierte, aber verfassungsrechtlich gesicherte Instrument des Tarifvertrags zum Einsatz kommt, während dort, wo das Konsensprinzip und die Versöhnungsidee leitend sein sollen, regelmäßig gravierende Differenzen zwischen den Regionen gepflegt werden.
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