Wir dokumentieren im Folgenden die Ver.di-Medieninformation vom 13. August 2013 zu den begonnenen Tarifverhandlungen mit der AWO Bayern. Denn was in einzelnen Wohlfahrtsverbänden passiert, berührt irgendwann uns alle: als gutes oder schlechtes Beispiel!
Nach dem BRK hat nun die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die Tarifverhandlung mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Bayern aufgenommen. ver.di Bayern ging mit einer Tarifforderung von 4 Prozent in die Verhandlungen. Die Lohnforderung passt in die tarifpolitische Landschaft, erklärte ver.di-Verhandlungsführer Lorenz Ganterer: „Die Beschäftigten haben uns einen eindeutigen Verhandlungsauftrag erteilt. Sie wollen ein Plus in ihrem Geldbeutel spüren.“ Es wird für ca. 11.000 Beschäftigte verhandelt.
ver.di vertritt die Interessen der Beschäftigten der AWO und führt seit sieben Jahren eigenständige Tarifverhandlungen für den insbesondere in der Pflege und im Sozial- und Erziehungsdienst aktiven Wohlfahrtsverband. Die von der ver.di-Tarifkommission entwickelte Tarifforderung sieht u.a. folgende Eckpunkte vor:
1) Erhöhung der Einkommen um 4 Prozent, bei einer Laufzeit von 12 Monaten.
2) Für Beschäftigte in der Pflege und in der Psychiatrie 75 Euro mehr.
3) Erhöhung der Ausbildungsentgelte um 80 Euro/Monat und eine Übernahmeregelung.
4) Die Zahlung eines Bonus nur für ver.di-Mitglieder
5) Erhöhung des Urlaubes auf 30 Tage.
„Die Wertschätzung des Arbeitgebers AWO darf sich nicht nur in eleganten Formulierungen ausdrücken, sondern muss auch durch gute, tariflich geregelte Arbeitsbedingungen und eine anständige Bezahlung durch Tariferhöhungen zum Ausdruck gebracht werden“, so Ganterer. „Deswegen war es unserer Tarifkommission auch wichtig, den Arbeitgebern Gespräche über alterns- und altersgerechtes Arbeiten anzubieten.“ Das vorrangige Ziel ist dabei, Maßnahmen gegen die Arbeitsverdichtung zu entwickeln. „Wir haben deshalb die Arbeitgeber eingeladen, über ein Demografie-Projekt bei der AWO zu reden.“ so Ganterer. „ In diesem Projekt sollen u.a. Maßnahmen zu altersgerechter Arbeit und alternsgerechtem Arbeiten entwickelt werden.“
Die Arbeitgeber lehnten die ver.di-Forderungen strikt ab, denn sie seien in der Summe angeblich viel zu teuer und nicht finanzierbar.
Für Lorenz Ganterer war die Reaktion der Arbeitgeber keine Überraschung. „Ihre schroffe Reaktion hat uns aber gezeigt, dass wir vor einer steinigen Auseinandersetzung stehen.“
ver.di musste zum Verhandlungsauftakt auch zur Kenntnis nehmen, dass die AWO in Bayern tarifpolitisch immer „zerrissener“ wird. Denn die AWO Gliederungen, die im letzten Jahr nach der Tarifeinigung aus der Vollmitgliedschaft des AGV und damit aus der Tarifbindung ausgetreten sind, sind bis heute nicht in die Tarifbindung zurückgekehrt.
„Im Gegensatz zur Arbeiterwohlfahrt steht z.B. das BRK zu Tarifverträgen für alle seine Beschäftigten“, teilte Ganterer mit. Das Verhalten einzelner AWO-Gliederungen in Bayern steht im völligen Widerspruch zu ihren eigenen Bekenntnissen und Forderungen wie: „Die Arbeiterwohlfahrt setzt sich auf allen Verbandsebenen für einen allgemeinverbindlichen Branchentarifvertrag SOZIALES ein und stellt mit den anderen Wohlfahrtsverbänden Einvernehmen her, um eine strategische Partnerschaft zu bilden. Landesregierungen und Bundesregierung sollen dabei in die Pflicht genommen werden.“ (Beschluss der AWO Bundekonferenz 2012).
Die Tarifverhandlungen für die AWO Bayern gelten für nur ca. 11.000 der insgesamt ca. 19.000 Beschäftigten in den bayerischen AWO-Gliederungen. Eine Vielzahl von Kreis- und Bezirksverbänden der AWO in Bayern tritt die eigenen Statuten, die Geschichte des Verbandes und die Interessen der eigenen Beschäftigten mit den Füßen, indem sie den Abschluss von frei verhandelten Tarifverträgen verweigert.
Es wird Zeit, dass die AWO sich auch in Bayern an den eigenen Beschlüssen orientiert und verlässlicher Tarifpartner wird, fordert der ver.di Verhandlungsführer.
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