Dienstag, 9. Juli 2024

Kirchen in Deutschland erstmals in der Minderheit - geänderte Lebenswirklichkeit und Glaubwürdigkeitsfrage

die NZZ (Schweiz) hat immer auch einen wachen Blick auf Deutschland. Nun wird eine klare Aussage getroffen:
DATENANALYSE
Kirchen in Deutschland erstmals in der Minderheit – so rasant hat sich die religiöse Landkarte verändert
In der Bundesrepublik gibt es keine einzige Grossstadt mehr mit evangelischer Mehrheit, katholisch geprägte nur noch vier. Wo der Rückgang am stärksten ist, zeigen neue Zahlen aus 11 000 Städten und Gemeinden.

Die Entkirchlichung Deutschlands hat im vergangenen Jahrzehnt rasant an Geschwindigkeit zugelegt und wirkt sich besonders im Westen des Landes in immer mehr Städten und Gemeinden aus. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes zur Religionszugehörigkeit hervor, die die NZZ angefordert hat. . ...
Die mit eindrucksvollen Graphiken unterlegte Analyse ist das Eine. Die Ursachenklärung ist das Andere. Und von der Ursachenklärung dann auch zu entsprechenden Handlungen zu kommen erfordert einen weiteren Schritt.

Wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen, dass es nach unserer Auffassung zwei maßgebliche Ursachen für den schweren Bedeutungsverlust der Kirchen gibt.
1. die geänderte Lebenswirklichkeit - mit den traditionellen Rezepten und Riten kann in einer weltoffenen Gesellschaft kaum mehr jemand begeistert werden, und
2. der massive Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlust, den sich die Kirchen selbst zuzuschreiben haben. Der ist das Schlimmste, das einer Religionsgemeinschaft passieren kann. Wer von einem Skandal in den anderen stolpert, wer Wasser predigt und selbst Wein säuft, wer sich mit seinem eigenen Handeln völlig konträr zu seinen ethischen Grundsätzen stellt - der braucht sich über den zunehmenden Verlust an Glaubwürdigkeit nicht zu wundern. Kann die Kirche aus ihren Fehlern wirklich lernen?

Was den Widerspruch zwischen "Theorie und Praxis" etwa der katholischen Soziallehre anbelangt - das haben wir oft genug thematisiert.
Was die Veränderung des kirchlichen "Tun's" anbelangt - das haben wir oft genug angemahnt.
Bleibt uns jetzt nur noch die Rolle der Chronisten des Niedergangs?


weitere Meldung zum Thema:
Domradio vom 09.07.2024: Fast keine Städte mit christlicher Mehrheit
katholisch.de vom 09.07.2024 - 12:24 Uhr Bundesweit fast keine Städte mehr mit christlicher Mehrheit
Vatikan News am 10. Juli 2024 - 11:35: Christen jetzt Minderheit? Was sagt die Religionssoziologie

1 Kommentar:

  1. Der Rückgang der Mitglieder schlägt sich auch in den Kirchensteuereinnahmen nieder. 2023 sinkt das Kirchensteueraufkommen der katholischen Bistümer um 330 Millionen Euro. Deutlicher zeigt sich der Trend bei den inflationsbereinigten Einnahmen. Quelle: https://www.domradio.de/artikel/katholische-kirche-verzeichnet-minus-bei-der-kirchensteuer Aber wahrscheinlich wird die so angeschlagene katholische Seele wieder "die Schuld" bei anderen suchen, bei der bösen Gesellschaft, bei teuflischen Versuchungen und vielleicht auch noch bei den Steuerberatern der Abtrünnigen - überall, nur nicht bei sich selbst.

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